Ostern 2020 und Corona: Digitale Ostereier im Stream

Ostern 2020: Online-Tipps für Streaming

Zu Ostern wünscht man sich gutes Wetter: Das verlängerte Wochenende von Karfreitag bis Ostermontag lädt gerade dazu ein, die Zeit im Familien- und Freundeskreis zu verbringen und im symbolischen Kurzurlaub den Frühlingsbeginn zu genießen. Corona macht der Planung zwar einen Strich durch die Rechnung, auf Ostern muss man deshalb aber nicht verzichten. Kirche, Musik, Kunst und Kultur gibt es auch weiterhin – kontaktlos, aber für Augen, Ohren und Geist.

Gottesdienste zu Ostern 2020

Die Kirchen haben Live-Streams über Facebook und ihre Internetseiten längst für sich entdeckt. In der Bundeshauptstadt werden alle Ostergottesdienste im Berliner Dom auf der Internetseite der Domgemeinde live gestreamt. Die Dresdner Frauenkirche überträgt ihre Gottesdienste samt Orgelkonzert ebenfalls auf ihrer Internetpräsenz. Aus München werden täglich bis zum 19. April Gottesdienste zum Osterfest im Liebfrauendom auf der Webseite des Erzbistums sowie im Radio live übertragen. Die Evangelische Kirche in Deutschland bündelt ihre Online-Angebote für „Kirche von zu Hause“ auf einer Corona-Unterseite.

Der Vatikan hat über seinen YouTube-Kanal einen Live-Stream eingerichtet:

Musik: Gratis Streams zur Osterzeit

Fast jeden Abend gibt der Pianist Igor Levit ein Hauskonzert via Twitter live aus seinem Wohnzimmer. Da sein Repertoire riesig ist, könnte das noch eine ganze Weile so weitergehen, bevor Levit wieder in seinem natürlichen Lebensraum tätig wird: im Konzertsaal. Eine Kostprobe zur Krisenzeit gab er beim Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue mit der Waldstein-Sonate von Beethoven:

Das Konzerthaus Berlin hat ein eigenes Online-Angebot unter dem Titel #konzertZUhaus ins Leben gerufen, wo es täglich etwas zu entdecken gibt. Die Kolleginnen und Kollegen der Berliner Philharmoniker haben ihre Digital Concert Hall während der Schließung der Philharmonie geöffnet: Wer sich registriert, erhält 30 Tage kostenlos Zugang zum großen Konzertarchiv des Weltklasseorchesters.

Auch die Wiener Staatsoper lässt Opernfreunde an einem gratis Testmonat teilhaben und öffnet ihre digitale Schatzkiste. In New York streamt die Metropolitan Opera jeden Abend eine Produktion aus ihrem Archiv:

Im Jazzbereich öffnet das Montreux Jazz Festival seine Pforten und ermöglicht Nutzern 30 Tage Gratis-Streaming von mehr als 50 Konzerten. Dabei sind u.a. Ray Charles, Wu-Tang Clan, Johnny Cash, Nina Simone, Marvin Gaye, Deep Purple und Carlos Santana. Bei dieser Fülle an herausragendem Material könnte man täglich ein Konzert streamen und wäre bis nach Pfingsten beschäftigt.

Die „Behind Prison Walls“ Konzerte von Johnny Cash sind legendär. Arte stellt eines der Konzerte bis zum 20. April 2020 kostenlos auf seiner Webseite zur Verfügung. Wer lieber über sein Smartphone schaut, wird beim Rolling Stone Magazin fündig: Dort spielen viel Stars an drei Tagen in der Woche (Montag, Mittwoch, Freitag) Wohnzimmerkonzerte, die über den Instagram-Kanal des Magazins gestreamt werden. Die Musikplattform Colors streamt jeden Tag um 19 Uhr ein Konzert auf YouTube. Dabei kann man direkt für die ausführenden Künstler spenden:

Kunst & Kultur

Das Deutsche Museum präsentiert eine umfangreiche Sammlung von Video- und Audioformaten, mit denen sich das wohl größte Technik- und Wissenschaftsmuseum der Welt erkunden lässt. Normalerweise besuchen rund 1,5 Millionen Menschen jährlich das Museum. In Zeiten von Corona können es noch mehr werden, denn die digitalen Angebote stehen jedem offen.

Wer Captain Piccard alias Patrick Stewart in irdischer Besetzung erleben möchte, schaltet sich auf seinem Instagram-Kanal ein, wo der Schauspieler jeden Abend Sonette von William Shakespeare rezitiert.

Die Alte Pinakothek in München hat ihre Ausstellungen als Partner von Google Arts & Culture online gestellt. In mehr als 50 Geschichten erfährt man mehr zu den Objekten einer der bedeutendsten Gemäldegalerien.

Pareto-Prinzip für Texte: 100% müssen sein

Pareto-Prinzip

Dieser Artikel handelt von der Anwendung des Pareto-Prinzips auf die Erstellung von Text. Das Prinzip nach Pareto darf bei professionellen und hochwertigen Texten keine Anwendung finden, denn 80% Ergebnis sind zu wenig. Es kann aber als Entscheidungshilfe bei Workflow-Prozessen dienen.

In Unternehmen und Organisationen ist oft vom Pareto-Prinzip die Rede. Das Phänomen ist nach dem italienischen Ökonomen und Soziologen Vilfredo Pareto benannt. Abgeleitet aus seinen soziologischen und ökonomischen Studien ergibt sich, dass mit 20% Einsatz bzw. Arbeitszeit bereits 80% des Ergebnisses erreicht werden. Übertragen auf einen Text heißt das: Nach einer Stunde Arbeit habe ich 80% der höchstmöglichen Qualität erreicht. Wenn nun im Umkehrschluss 80% der Zeit für die restlichen 20% veranschlagt werden, sitze ich weitere vier Stunden, um an der 100%-Marke zu kratzen.

Produktion: Das Pareto-Prinzip entlarvt Ladenhüter

Bei produzierendem Gewerbe (und auch im Zeitmanagement) macht das Pareto-Prinzip durchaus Sinn. Man erkennt, welche 20% der Produkte für 80% des Umsatzes verantwortlich sind. Dadurch können Ladenhüter gezielt aufgespürt und entfernt werden; infolgedessen wird die Cashcow noch dicker. Dreht es sich aber um das Thema Qualität, muss der Anspruch als Maßstab herangezogen werden. Ein Billig-Produkt ist per se nicht hochwertig. Deshalb reichen in den meisten Fällen schon 80% Zuverlässigkeit, Haltbarkeit oder Funktionsfähigkeit aus. Der Preis ist das Kaufargument, nicht die Qualität.

„Mit 20% Aufwand erreichen wir 80% unseres Erfolges.“

Vilfredo Pareto

Im Text-Bereich verhält es sich anders. Billig-Texte gibt es in Massen, keine Frage. Wenn Leute in großen Mengen Text produzieren und zu Preisen schreiben, von denen man als seriöser und hauptberuflicher Anbieter auf Dauer nicht leben kann, ist klar, dass die Qualität darunter leidet. Es kann aber nicht das Ziel sein, zugunsten eines niedrigen Preises bzw. mehr Output in der gleichen Zeit immer nur auf 80% (meist sogar weniger) Ergebnis zu kommen. Ich möchte dazu einen Vergleich aus meiner Studienzeit heranziehen.

Musik ist Pareto pur

Mein Erststudium war Musik, als Hauptfächer hatte ich Orgel und Klavier. Ein Pareto-Beispiel ist das sogenannte Vom-Blatt-Spiel, auch prima vista genannt. Man bekommt ein unbekanntes Werk vorgesetzt und muss beim ersten Spielen möglichst genau wiedergeben, was in den Noten steht. Dieser Fall tritt oft beim Begleiten von Sängern oder Instrumentalisten auf. Die Noten werden auf das Pult gestellt und sofort geht es los. Beim Vom-Blatt-Spiel ist die Kunst, das Stück mit wenigen Blicken zu erfassen und im Kopf jeden Takt vorauszudenken. Ich muss dazu den Notentext sehr schnell erfassen, auf die Hände übertragen und gleichzeitig vorauslesen können. Üben oder korrigieren geht nicht, man befindet sich meist im Originaltempo. Lediglich das Vereinfachen oder Modifizieren von Passagen funktioniert. Wohlgemerkt nur Sekundenbruchteile vor dem Spielen. Wenn das Stück anspruchsvoll und unbekannt ist, sind 100% nicht zu schaffen. Ich spare mir zwar das Üben, erreiche aber nur 80%. Für spontanes Musizieren oder Situationen wie Chorproben ist das völlig ausreichend.

Das zweite Pareto-Beispiel ist eine Geschichte aus dem Instrumental-Unterricht. Ich hatte einmal eine Wette abgeschlossen, innerhalb einer Woche ein schweres Werk so einzustudieren, dass ich es nahezu fehlerlos vortragen konnte. Es funktionierte auch ganz gut, aber nach dieser Woche sagte mein Professor zu mir: „Sie sind sehr schnell auf 90% gekommen, das ist eine beachtliche Leistung. Nun geht es aber um die fehlenden 10%, und für die werden Sie erheblich länger brauchen.“

Perfektion erfordert Zeit und harte Arbeit

Er hatte absolut Recht. Das Üben und Perfektionieren auf völlige Vertrautheit mit dem Werk nahm einen weiteren Monat in Anspruch. Bei Musik ist es als Profi selbstverständlich, sich der Perfektion möglichst weit anzunähern. Und die letzten Meter auf der Wegstrecke sind die schwersten, weil ich hier unglaublich viel Zeit investiere und Aufwand betreibe.

Pareto-Prinzip

Zurück zum Text: Ja, das Pareto-Prinzip gilt auch hier. Ich habe einen Artikel nach guter Vorarbeit und mit Struktur relativ schnell geschrieben. Er ist dann auch schon gut lesbar, aber längst nicht perfekt. Für das Polieren und Verfeinern brauche ich aber im Endeffekt deutlich länger als für das Schreiben der ersten Fassung. Und hier kommt der Unterschied zwischen günstigem und hochwertigem Text zum Tragen: Der günstige Text ist meiner Erfahrung nach eine Rohfassung, die (hoffentlich) irgendwie verständlich, aber unsauber geschrieben ist, strukturelle Mängel hat, Missverständnisse nahelegt, unschön und unelegant zu lesen ist, eventuell falsche Aussagen oder Schlüsse zulässt, sprachliche Mängel enthält. Gleichzeitig spiegelt der Text wider, dass jemand seine Arbeit nicht bis zum Ende erledigt hat. Bitte jetzt nicht falsch verstehen: Man kann auch Glück haben oder die Ansprüche sind niedrig, sodass 80% ausreichen. Eine Garantie gibt es aber nicht. Wer würde als anspruchsvoller Kunde schon gern eine 4/5-Lösung erhalten?

Ein hochwertiger Text dagegen kostet deutlich mehr, liest sich aber auch so. Fakten sind recherchiert und mit Quellen belegt, die Sprache ist sauber und fließt, der rote Faden zieht sich durch, es ist absolut klar, was der Autor meint, die sorgfältige Ausarbeitung schafft für den Leser einen Mehrwert. Und wer es als professioneller Textlieferant ernst meint, wird die meiste Zeit damit verbringen, die letzten 20% in Richtung Perfektion zu gehen. Weil man es sich und seinen Kunden schuldig ist.

Pareto als Entscheidungshilfe

Dennoch lässt sich das Pareto-Prinzip auch im Bereich Text anwenden. Es hilft nämlich bei folgenden Entscheidungen und Prozessen:

  • Für manche Zwecke und Kunden muss ein Text nicht perfekt sein. Online-Shops arbeiten vorrangig mit Bildern und Empfehlungen anderer Kunden, daher ist hochwertiger Text hier nur sekundär. Viele Auftraggeber sind auch gar nicht in der Lage, gute von schlechten Texten zu unterscheiden.
  • Aufträge lassen sich dahingehend analysieren, ob sie ökonomisch Sinn machen oder nur Zeit fressen. Ein Beispiel: 100 kleine Texte zu unterschiedlichen Themen samt Meta-Daten für Online nehmen erheblich mehr Zeit weg als 10 große Texte zu verwandten Themen. Daraus lässt sich leicht der effektive Stundenlohn errechnen und die Entscheidung treffen: Annehmen oder ablehnen.
  • Wenn feststeht, für welche Tätigkeiten beim Schreiben von Texten am meisten Aufwand anfällt, lässt sich viel leichter priorisieren und ordnen. Das kommt einem effektiven Zeitmanagement zugute.
  • Nischen- und Fokusthemen steigern die Effektivität. Wenn die Themen gefunden sind, mit denen man am leichtesten und schnellsten Geld verdient, kann man andere Themen abgeben oder aus dem Portfolio streichen. Die knappste Ressource ist immer die Zeit. Wer also in kurzer Zeit viel schafft, nutzt seine Arbeitskraft optimal. Zeit lässt sich auch durch Outsourcing einsparen: Wenn andere einen Arbeitsschritt schneller und vielleicht sogar günstiger schaffen, sollte man sich nicht selbst damit abgeben. Die gesparte Zeit lässt sich wiederum bei der eigenen Tätigkeit gewinnbringend einsetzen.

Fazit: Qualität braucht Zeit

Wer Wert auf hochwertigen Content legt, muss Zeit und Mühe einplanen. Mit geringem Aufwand sind zwar laut Pareto-Prinzip 80-prozentige Resultate möglich, für höchste Qualität braucht es aber viel Zeit. Und die muss bezahlt werden.

PS: Ich habe für diesen Artikel in der aktuellen Form rund 2 Stunden benötigt. Für die Perfektionierung waren weitere 4 Stunden erforderlich.

Das Interview: Mit Fragen kommunizieren

High End 2015: Burmester Audiosysteme GmbH

Die journalistische Form des Interviews gibt einen Dialog zwischen zwei Personen wider. Dabei stelle ich die Fragen so, dass der Interviewpartner Fakten und Geschichten erzählen kann, die ihn und sein Thema für Dritte zugänglich machen und – mit etwas Glück – bisher unbekannte Details ans Tageslicht befördern. Ein Interview lebt von den Aussagen des Interviewten. Je nach Medium und Anlass wird er diese vorsichtig, defensiv, entspannt, entschlossen, lebhaft oder auch aggressiv artikulieren. Entscheidend ist aber, dass man gut zuhört und den Kontext immer im Auge behält.

High End 2015: Das Mekka für Audiophile

Auf der High End 2015, einer der größten Messen für Unterhaltungselektronik im Audio-Bereich, konnte ich den Berliner Unternehmer und Hifi-Hersteller Dieter Burmester interviewen. Burmester starb völlig unerwartet im August 2015 nach kurzer, schwerer Krankheit. Er hatte 1977 eine Manufaktur für hochwertige Hifi-Geräte gegründet und etabliert, der weltweit höchste Anerkennung zuteil wurde. Beim Interview auf der Münchner Messe sprachen wir über High End im Auto.

Im folgenden Text ist das komplette Interview in der finalen Fassung wiedergegeben. Die Schwierigkeit bestand in der Nachbearbeitung, denn Burmester konnte als Experte für das Thema viel erzählen, wollte aber gleichzeitig sichergehen, dass er absolut korrekt wiedergegeben würde. Daher war Nacharbeit nötig, um die Aussagen möglichst unverfälscht zu präsentieren, die Sprache aber so zu gestalten, dass keinerlei Missverständnisse oder Fehlinterpretationen möglich waren. Nur die vorliegende Fassung ist autorisiert, weshalb die Version davor nicht veröffentlicht werden dürfen. Ich kommentiere aber bei einigen Abschnitten, was sich im Vergleich zum ursprünglichen Text inhaltlich geändert hat.

Interview mit Dieter Burmester

Seit wann denken Sie über optimale Beschallung im Auto nach und was war der Auslöser?

Als ich vor etwa 30 Jahren einen Mercedes 420 SL kaufte, entsprach das Soundsystem nicht meinen Erwartungen. Ich ließ mir nachträglich ein hochwertiges System einbauen.

[Burmester war im Gespräch viel ausführlicher und konnte eine schöne Geschichte zum Beginn der Auto-Beschallung erzählen. Letztendlich wollte er es aber sehr sachlich und kurz haben.]

Im Jahr 2002 kam Bugatti mit der Design-Studie Veyron auf mich zu – man plante für dieses Nonplusultra-Auto auch ein entsprechendes High End-System. Wir entwickelten ein System, bei dem beide Insassen eine identische Stereo-Situation hatten, was damals absolut einzigartig war.

Als Porsche den Panamera plante, schlugen wir die anderen drei eingeladenen Firmen, große globale Player der Branche, im Rennen. Beim Blindtest in Weissach schnitten wir als Beste ab, doch bei dem extremen Technologieanspruch, den Porsche hat, wollte man absolut sicher sein, dass wir nicht mit Tricks oder Voodoo arbeiteten, denn sie wollten mit dem Panamera auch beim Soundsystem Maßstäbe setzen. Unsere Abhandlung überzeugte die Ingenieure und wir bekamen den Vertrag.

[Auch hier hätte man eine schöne Story zum Pitch bei Porsche erzählen können. Aus Gründen der Neutralität und den Gegebenheiten der Branche musste es aber ebenfalls sehr sachlich bleiben.]

Als die Zusammenarbeit mit Porsche noch nicht veröffentlicht war, fragte uns Mercedes, ob wir für die neue S-Klasse ein Konzept für ein einzigartiges High End Soundsystem hätten. Wir erhielten viel Freiraum für unsere Ideen und konzipierten sowohl ein Premium System als auch ein High End 3D-System. Mercedes wurde dadurch der erste Hersteller von Luxuslimousinen, der ab Werk ein 3D System anbieten konnte.

Aktuell sind wir in sämtlichen Porsche Modellen, bei Mercedes in allen S-Klasse Modellen, im Maybach Pullman sowie im AMG GT mit beiden Soundsystemen, in der V-Klasse und in der C-Klasse mit dem Premium System ab Werk zu haben.

High End 2015: Burmester Audiosysteme GmbH

Was sind die größten Herausforderungen bei der Beschallung von Autos?

Als erstes natürlich der Klang, aber dann ganz wichtig: das Gewicht!

Bei Porsche und Bugatti kam es auf jedes Gramm an, um bei diesen Super Sportwagen die Performance nicht zu beeinträchtigen! Bei Porsche sind wir von Anfang an in die Entwicklung miteingebunden, um vorgegebene Hohlräume optimal nutzen zu können. Bei der S-Klasse war der Anspruch, in jeder Disziplin, also auch beim Audiosystem, neue Maßstäbe für die Branche zu definieren.

Unser Anspruch ist es, in Zusammenarbeit mit den Automobil-Akustikern und Ingenieuren den jeweiligen Charakter des Fahrzeugs zu treffen. Für jeden Autotyp ist das Schaffen einer Wohlfühl-Atmosphäre eine große Herausforderung, die wir dadurch realisieren, dass jeder Autotyp sein eigenes Soundtuning erhält. Die Insassen sollen nicht mehr über Klang nachdenken – sie sollen sich einfach wohlfühlen. Klang und Automobiltechnik müssen einfach übereinstimmen.

[Hier legte Dieter Burmester auf die technische Komponente Wert und ergänzte einige Passagen, um das Bewältigen der Herausforderungen zu betonen.]

Bringt Ihnen das Gehör als Musiker Vorteile bei der Entwicklung von Automotive-Soundsystemen?

Ich habe das große Glück, dass ich auf der einen Seite mein Leben lang Musik mache und auf der anderen Seite mit Leib und Seele kreativer Ingenieur bin. Obwohl ich in meinem Alter den Frequenzbereich meiner jüngeren Ingenieure nicht mehr habe, scheint es bei der Bewertung von Klangereignissen keine Rolle zu spielen. Die Bewertungen sind sehr ähnlich, aber meistens komme ich aufgrund meiner Erfahrung schneller zum Urteil.

[Der O-Ton aus dem Interview wäre hier toll gewesen, denn er gibt Dieter Burmester als Menschen und leidenschaftlichen Musiker und Musikhörer wieder. Allerdings war ihm diese Passage auch zu gewagt, weshalb sie neutraler formuliert wurde.]

Welches Potential sehen Sie für High End im Auto in den nächsten fünf Jahren?

Wie wichtig High End Audio für die Automobilhersteller geworden ist, erkennt man an der Tatsache, dass Verstärkerleistungen bis weit über 1000 Watt und bis zu 25 Lautsprecher verbaut werden. Für viele Menschen ist das Auto ein Rückzugsort geworden, in dem man positive Emotionen vermittelt bekommt. Eine Stunde Stop and Go morgens und abends in Shanghai, drei Stunden schnurgerader Highway durch Arizona bei maximal 65 Meilen: Was kann man da besseres tun als Musik zu hören?

Der nächste Schritt, das autonome Fahren, macht die Luxuslimousinen zum Wohnzimmer. Der Klang, den man heute in solchen Automobilen geboten bekommt, ist beileibe kein Kompromiss mehr und wird dazu führen, dass Musikliebhaber sich ein besseres System für ihr Wohnzimmer kaufen, weil sie sonst nicht mehr aus dem Auto aussteigen wollen.

[Das Potential der nächsten Jahre wurde von Burmester noch ausführlicher dargestellt als ursprünglich vorgesehen. Eine Frage zur strategischen Ausrichtung und Bedeutung von High-End-Audio im Auto wurde dagegen gestrichen bzw. nicht freigegeben.]

(Das Interview fand am 14. Mai 2015 in München statt.)

Fazit: Man kann bei Interviews davon ausgehen, dass kleine oder auch größere Nacharbeiten nötig sind, wenn der Gesprächspartner es wirklich ernst nimmt. Meine Erfahrung ist, dass unkomplizierte und leidenschaftliche Interviewpartner mit betont lockerer Sprache die kritischsten Leser sind. Im persönlichen Gespräch könnte es eigentlich nicht besser laufen, aber das geschriebene Wort wird genauestens überprüft und auf die Goldwaage gelegt. Daher lohnt sich eine genaue Recherche zum Interviewpartner und das Lesen vorhandener Interviews, um eine Vorstellung zu bekommen. Wer dagegen einen sachlichen und eher knapp antwortenden Gesprächspartner hat, kommt mit einer ausformulierten und zusammenfassenden Gesprächswiedergabe in der Regel gut hin. Als ich einen Professor für Audio-Technologie interviewte, wurde die vorgeschlagene Fassung bis auf zwei marginale Änderungen angenommen. Faktenbasierte Gespräche sind meines Erachtens einfach leichter niederzuschreiben, wenn man im Thema drin ist.

Von billigen Texten und Content-Zuhältern

John Rusking: Price alone

Lesen und Schreiben sind Kulturtechniken. In diesem Beitrag bekommst du Informationen und Gedanken zum Schreiben von Texten, eine Betrachtung von Angebot und Nachfrage, Sinn und Zweck von guten Texten sowie meine Meinung, warum billige Texte teuer sind.

Lesen und Schreiben unter der Lupe

Jeder von uns war in der Schule. Jeder von uns hat Lesen und Schreiben gelernt. Jeder von uns braucht diese Grundfertigkeiten im täglichen Leben. Und trotzdem gibt es Unterschiede. Während das Lesen (lat. legere: lesen, sammeln) für viele eine leichte Kür ist, mutet das Schreiben (lat. texere: flechten, weben, kunstvoll zusammenfügen) wie die schwere Pflicht an.

Über Informationsaufnahme zum Verständnis

Beim Lesen dekodiere ich visuelle Informationen in Form von Schriftzeichen und gelange über den Inhalt aufgrund meines Vorwissens zum Verständnis. Die Aussage erschließt sich mir, im Idealfall erweitere ich sogar mein Wissen durch den Informationsgehalt. Letztendlich rekonstruiert mein Gehirn, was sich der Autor beim Verfassen eines Texts gedacht hat. Bei professionellen Fachtexten sollte das zumindest so sein.

Hochwertige Texte auf Postkarten und Briefen
Analog, aber wertvoll: Postkarten und Briefe werden erst durch den Text hochwertig und persönlich

Schreiben als Umkehrvorgang des Lesens

So weit, so gut. Schreiben ist im Umkehrschluss also der inverse Vorgang des Lesens: Ich kodiere Informationen in Form von Schriftzeichen und bediene mich dabei einer Syntax, die von anderen verstanden wird. Der Schreibvorgang ist aber ungemein komplexer als der reine Lesevorgang. Während ich als Leser (und analog dazu als Hörer) nur meine Augen oder Ohren zusammen mit dem Gehirn arbeiten lasse, kommen beim Schreiben bewusst aktive und kreative Elemente hinzu: Ich bringe Gedanken mittels eines Eingabegeräts (Stift, Tastatur, Mikrofon/Stimme etc.) auf ein Medium, muss die Information vorher aber bereits verarbeitet und kodiert haben, um eine lesbare oder hörbare Aussage nach allgemein geläufiger Syntax zu schaffen. Dabei durchläuft mein textliches Produkt beim Schreiben mindestens eine Schleife, denn ich überprüfe die Korrektheit und Verständlichkeit durch Gegenlesen. Der Leseprozess ist damit unmittelbarer Teil des Schreibvorgangs.

Kurz gesagt: Schreiben ist eine verflixt komplexe Angelegenheit. Besonders einfaches und verständliches Schreiben ist schwer. Es kostet viel Zeit und Kraft, einen Gedanken so zu formulieren, dass er ohne Umwege die richtigen Synapsen im Hirn passiert.

Easy reading is damn hard writing.

(Nathaniel Hawthorne)

Schreiben ist eine unglaublich vielseitige Disziplin. Unendlich vielen Zielgruppen kann ich mich auch auf unendlich viele Arten textlich nähern. Bei dieser großen Diversifikation wird klar, dass es DEN universellen Texter, Schreiber, Autor oder Journalisten nicht geben kann. Wer alles kann, kann nichts richtig. Stell dir einen Marathonläufer vor: Er ist spezialisiert auf die lange Distanz. Glaubst du, er würde beim 100-Meter-Rennen gegen Kurzstrecken-Spezialisten gewinnen? Denk an einen Skispringer: Hätte er bei einem Abfahrtslauf eine Chance gegen Skiläufer, die jahrelang nur Abfahrt trainieren?

Experte wird man durch Lernen, Wissen, Erfahrung

Ja, es gibt Zehnkämpfer. Sie können vieles sehr gut. Dennoch bringen sie in einer Disziplin nicht die Spitzenleistung, die andere Sportler mit Spezialisierung erbringen. Ähnlich verhält es sich in der Schule: Wir können uns zwar mit unseren Neigungen einbringen, arbeiten aber auf einen allgemeinen Schulabschluss hin. Damit eröffnet sich uns ein breites Spektrum an Studienmöglichkeiten. Experten sind wir deshalb noch lange nicht. Experte leitet sich vom lateinischen experiri ab, was soviel wie „versuchen“ und „erproben“ heißt. Im ursprünglichen Sinn ist der Experte also jemand, der viel ausprobiert und versucht hat. Dabei sammelte er Wissen und Erfahrung, die er wiederum weitergeben kann.

Warum glauben aber viele Menschen, dass sie aufgrund ihres mehrjährigen Aufenthalts in Schulzimmern Experten für Sprache und Text seien? Wieso stellen sie sich auf eine Stufe mit Leuten, die das Thema Text in Studium, Ausbildung oder jahrelanger Arbeit intensiv behandelt haben? Sind ein Textverarbeitungsprogramm und Google heutzutage ausreichend, um ordentliche Recherche zu betreiben und guten Text zu produzieren?

Jeder kann schreiben. Wenige schreiben gut.

Es liegt meines Erachtens daran, dass jeder von uns schreibt. Wenn ich etwas ohne größere Schwierigkeiten beherrsche, nehme ich mehr oder weniger bewusst an, dass ich es kann. Und wenn Menschen der Ansicht sind, etwas gut zu können, sinkt die Bereitschaft, andere für diese Dienstleistung anständig zu bezahlen, signifikant. Auch wenn Text-Profis nachweisbar besser sind und nachhaltige Erfolge erzielen, sehen viele Auftraggeber nicht ein, für guten Text gutes Geld zu bezahlen. Man hätte es doch selbst genauso hinbekommen; außerdem dürfe Text nicht teuer sein.

Hier stecken gleich zwei Denkfehler drin:

  1. Die Auftraggeber bekommen es nicht so hin. Sie würden jämmerlich versagen, weil sie eben keine Profis sind.
  2. Wenn sie es doch irgendwie (und das heißt nicht gut) hinbekämen, wäre der Text – gemessen an ihrem üblichen Stundensatz – teuer. Und da sie es nicht hinbekommen, ist ihr Ergebnis im negativen Sinn billig und teuer zugleich.

Praxisbeispiele: Profi oder Amateur?

Zwei Beispiele aus Sport und Musik: In Deutschland gibt es Millionen von Fußball-Experten, die alle schon mal dem Ball nachgerannt sind oder sogar aktiv gespielt haben. Bei Bundesliga-Spielen wird gefachsimpelt, die Meinungen und Expertisen überschlagen sich. Würde man die sogenannten Experten aber auf den Platz stellen und sagen: „Mach es doch mal besser!“, käme das böse Erwachen. Ein wenig Balltreterei auf Amateur-Niveau reicht nicht aus, um mit Profis mithalten zu können. In der Musik zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Geiger Yehudi Menuhin soll einmal gesagt haben, dass für einen Musiker nur 10% Talent, aber 90% harte Arbeit nötig seien. Wer mit seinem Talent hausieren geht, kommt an den Punkt, wo es ohne tägliches diszipliniertes Üben nicht mehr geht. Sonst wird man von den Fleißigen überholt. Der russische Pianist Mikhail Pletnev sagte mir bei einem Interview, dass er als Jugendlicher und junger Mann bis zu 18 Stunden pro Tag geübt habe. Heute reichen ihm zwei bis drei Stunden täglich, weil Motorik und Gehirn funktionieren und nur noch in Schuss gehalten werden müssen.

Übertragen auf das Schreiben heißt das: Ein gewisses Grundtalent haben viele. Erfolgreich und professionell werden aber nur diejenigen sein, die sich spezialisieren, deutlich besser als der Durchschnitt sind und in vielen Jahren harter Arbeit ihr Wissen erweitern und Erfahrung sammeln. Das sind wirkliche Experten.

Text: Viel Nachfrage, sehr viel Angebot

Text bekommt man inzwischen zu Spottpreisen an jeder Ecke. Weder „Texter“ noch „Journalist“ ist eine geschützte Berufsbezeichnung, jeder darf sich so nennen. Dementsprechend viele Dienstleister sind heute in diesen Sparten online unterwegs. Und zwar meist nur noch online, denn hier gelten andere Gesetze als für Print. Ein Anbieter besorgt sich lediglich eine Domain, setzt ein simples CMS auf und erstellt Inhalte: fertig ist der Online-Auftritt als Texter oder Journalist. Wer das nicht möchte, wird auf Portalen oder in Gruppen für Text fündig. Registrieren, eventuell einen Probetext einreichen und die Arbeitskraft anbieten. Warum das so inflationär gut funktioniert? Weil Content – und dazu gehört Text – die entscheidende Rolle im Online Business spielt.

Auftraggeber, die Text benötigen, haben eine stufenlose Auswahl zwischen superbillig und superteuer. In der Tat scheinen Textlieferanten in den letzten 15 Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen zu sein. Diverse Online-Portale von Content-Zuhältern vermitteln Texter zu jedem erdenklichen Thema in verschiedenen Qualitätsstufen. In sozialen Netzwerken tummeln sich tausende und zehntausende von Schreibern, die ihre Dienste anbieten und sich auf nahezu jeden Auftrag stürzen, als wäre er Freibier. Die Kenngröße für fast jeden Auftraggeber ist der Wortpreis. In Low-Budget-Börsen schwankt er im Schnitt zwischen 1 und 4 Cent pro Wort, im mittleren Bereich sind bis zu 8 Cent drin. Ab 9 Cent kann man schon von Oberklasse sprechen, mehr als 15 Cent sind Luxus. Über 20 Cent sind richtig cool, ab 30 Cent ist man in der Business Class angelangt. 40 Cent sind beinahe schon ein Traum, denn das reicht bei guter Auslastung für einen ordentlichen Monatsverdienst. Der teuerste mir bekannte Anbieter für Text nimmt stolze 75 Cent pro Wort. First Class mit Worten. Was ist aber nun der Unterschied zwischen einem Billig-Text und einem hochpreisigen Text?

Zunächst ist es sinnvoll, die beiden Perspektiven von Auftraggeber und Dienstleister zu vergleichen, denn beide haben bei Billig-Text Vor- und Nachteile hinzunehmen:

Auftraggeber von Billig-Text

Vorteile Nachteile
Günstiger Einkauf Qualität fraglich
Kann mit Aufschlag weiterverkaufen Nacharbeit wahrscheinlich
Großes Angebot an Textern Zuverlässigkeit fraglich
Unkomplizierte Suche Keine Garantie

Während ein Auftraggeber leicht Texter finden und deren billige Produkte teuer weiterverkaufen kann, muss er mit minderer Qualität und zeitaufwendiger Kontrolle und Nacharbeit rechnen. Außerdem springen Leute schnell ab, wenn sie etwas besser bezahltes bekommen, denn ein Vertrag wird fast nie geschlossen. Bemängelt der Endkunde die Qualität, hat der Auftraggeber ein Problem: Bei billig produziertem Content wird sich der originäre Dienstleister nicht drum scheren. Eine Garantie oder Ansprüche bei Schlechtleistung sind nahezu ausgeschlossen.

Man muss aber auch feststellen, dass für viele Auftraggeber der Preis das einzige Kriterium ist. Es handelt sich oft um Online Marketer oder SEOs, die ihren Kunden Fleisch (Content) liefern sollen und dieses so billig wie möglich einkaufen. Um Qualität geht es hier nicht. Meines Erachtens gehen diese Leute von der größten anzunehmenden Dummheit und dem niedrigsten Qualitätsbewusstsein bei Kunden und Lesern aus. Dabei ist doch ganz klar, warum herausragende Texte Sinn machen und einen Zweck erfüllen:

Liebe Deinen Texter. Lass ihn die geilsten Texte überhaupt schreiben und bezahle ihn dafür königlich. Denn Deine Online-Texte sind mit das wertvollste, selbstbestimmte Asset, über das Du überhaupt verfügen kannst.

(Karl Kratz, https://www.online-marketing.net/termgewichtung/)

Dienstleister für Billig-Text

Vorteile Nachteile
Kann überall und jederzeit arbeiten Viel Arbeit für sehr wenig Geld
Gute Chancen für Aufträge Reicht fast nie zum Überleben
Kann das Hobby zum Beruf machen Versicherungen, Steuer, KSK?
Kann nebenher Geld verdienen Selten regelmäßige Aufträge
Keine besonderen Voraussetzungen nötig Sehr große Konkurrenz

Zunächst klingt es traumhaft, was Texter theoretisch erwartet: Sie können von überall und jederzeit arbeiten, finden eine Fülle von Aufträgen vor und müssen das erstmal nicht hauptberuflich machen. Formale Voraussetzungen gibt es nicht, auf Text-Portalen reicht man nach der Registrierung einen Probetext ein und wird eingestuft. Anschließend kann es auch schon losgehen.

Die Kehrseite: Leben kann davon fast keiner. Die Konkurrenz ist sehr groß, man ist ständig auf Akquise und muss sehen, wie man den Lebensunterhalt samt finanzieller Verpflichtungen bewältigt. Wenn man ehrlich ist: Die meisten Billig-Texter machen es nicht hauptberuflich, sondern nur nebenbei. Schließlich ist konzentriertes Schreiben auf Dauer nicht in täglichen Acht-Stunden-Blöcken unterzubringen.

Gesetz der Wirtschaft

Allerdings sollten sich Auftraggeber bewusst sein, dass für niedrige Preise auch keine Top-Qualität erwartet werden darf. Das widerspricht dem Gesetz der Wirtschaft:

John Ruskin: Gesetz der Wirtschaft

Hochwertige und hochpreisige Texte

Der Markt für herausragende Texte, die dementsprechend honoriert werden, ist klein, aber vorhanden. Hier finden Kunden mit hohem Qualitätsanspruch und Texter mit hoher Expertise zueinander. Solche Kunden tummeln sich in aller Regel nicht auf anonymen Textportalen oder in Textgruppen: Diese Auftraggeber wollen zum einen von der Kompetenz des Texters überzeugt sein, zum anderen eine Vertrauensbasis aufbauen. Wer erkannt hat, dass hochwertige Texte ein wertvolles und nachhaltiges Asset sind, möchte genau wissen, wer diese Inhalte verfasst. Damit ist auch die Grundlage für eine regelmäßige oder wiederkehrende Zusammenarbeit geschaffen.

„Der Wortpreis ist kein Argument“

Meine besten Kunden sind zum Großteil über persönliche Empfehlungen via Empfehlungsmarketing zu mir gekommen. Sie haben sich teilweise viel Zeit genommen, um Vertrauen aufzubauen. Erst dann wurden Aufträge erteilt. Auf den üblichen Text-Portalen bin ich nicht zu finden, weil ich mich nicht unter Wert verkaufe. Allein deren Qualitätsstufen sind ein Widerspruch in sich: Wer guten Text will, erwartet selbstredend die höchste Stufe. Die Alternative ist günstiger, aber qualitativ abfallender Verbal-Bullshit. Auch in Texter-Gruppen habe ich noch nie einen Auftrag generiert, weil die Konditionen unannehmbar waren und der Wortpreis alles bestimmt. Wer Text einkauft, nimmt oft den Wortpreis als Entscheidungskriterium bei der Vergabe. Daran erkennt man in der Regel schnell, welchen Qualitätsanspruch ein Auftraggeber hat und ob überhaupt Qualität gewünscht wird.

Das ist in Ordnung so, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Meine Akquise-Kanäle sind aber andere, denn Billig-Text habe ich nie gemacht und werde ich nie machen.

Wann sind billige Texte angebracht?

Obwohl ich ein Feind billiger Texte bin, kann es in bestimmten Fällen Sinn machen, nicht zu viel für Content auszugeben. Text ist zwar für Suchmaschinen sehr wichtig, aber die hochwertige Darstellung nicht für alle Unternehmen angebracht oder notwendig. Schließlich gibt es beispielsweise bei Lebensmitteln auch eine breite Palette vom Discounter über den mittelpreisigen Supermarkt bis rauf zum Edel-Kaufhaus à la KaDeWe. Mein Kollege und Onlineshop-Experte Ronny Siegel von den Conversion Junkies erklärt das genauer:

„Ein Text für eine Suchmaschine braucht nicht unbedingt viel zu kosten. Er muss Suchbegriffe (Keywords) enthalten und eine ordentliche Struktur aufweisen, so dass der Suchmaschinenbot versteht: „Alles klar, auf dieser Seite geht es um das Thema X“. Anschließend wird die Suchmaschine Besucher auf die Seite schicken und anhand dieser testen, ob der Inhalt gut ist oder eben nicht.

Um zu differenzieren, wann man welche Texte in welcher Qualität benötigt, sollte man deswegen vorab wissen, was die Nutzer auf einer Seite konsumieren. Ich möchte hierzu ein Beispiel nennen: Wir von Conversion Junkies haben herausgefunden, dass in einem Onlineshop eher die Bilder angesehen als die Texte durchgelesen werden. Und dies nicht im Verhältnis 60:40, sondern im Verhältnis 90:10. Das bedeutet: In einem Onlineshop sind Bilder viel wichtiger als die Texte. Zumindest beim Start des Onlineshops. 

Kann man deswegen beim Start eines Onlineshops auf die Texte verzichten? Definitiv nicht, denn ohne Texte würden Suchmaschinen nicht verstehen, was hier verkauft wird und die Nutzer wären verwirrt, warum hier nichts steht. Der Unterschied zu einer Firmenwebsite oder einem Blog ist eben nur, dass im ersten Schritt so ziemlich egal ist, welche Textqualität geboten wird.

Kauft man in solchen Fällen billige Texte mit niedrigem Qualitätsanspruch ein, damit man überhaupt ein paar Infos auf der Webseite hat, ist das immer noch besser, als wenn man gar keine Texte auf der Webseite hätte. Für einen Onlineshop mit vielen und kurzen Produktbeschreibungen gelten einfach andere Regeln.“

Gut zu wissen. Und eine gute Begründung, warum ich Texte für Onlineshops in aller Regel ablehne. Eine Ausnahme bilden Shop-Betreiber mit hochwertigen Produkten, die erklärt werden sollen und bei denen Storytelling anwendbar ist.

Update 2018: Wir sind inzwischen technologisch so fortgeschritten, dass Maschinen Texte schreiben können. Auf der AXCD, der Content-Konferenz von AX Semantics, gab es am 4. Juni 2018 viele Vorträge zu den Themen Content Marketing, Textautomatisierung, Growth Hacking und Onpage Optimierung. Zu den Vortragenden gehörten u.a. Karl Kratz, Nils Kattau, Nicolas Sacotte, Andreas Wander und Felix Wunderwald. Die Texterstellung ab 8 Cent pro Text mittels strukturierter Daten ist möglich, lohnt sich aber derzeit nur bei der Abnahme großer Mengen. Da allein die Programmierung und das Setup fünfstellige Summen verschlingen, müssen pro Monat tausende und zehntausende Texte erzeugt werden, damit es ökonomisch sinnvoll wird. Eine Größenordnung, die nur von Unternehmen mit sehr großen Online-Shops erreicht wird.

 

Eröffnung der #axcd im Vollgutlager.

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Warum billige Texte teuer sind

Es gibt allerhand Gründe, warum sich der vermeintlich günstige Texteinkauf als Bumerang für Kunden mit Anspruch erweisen kann:

  • Billiger Text kommt nicht von einem Experten. Ein solcher würde sich nicht unter Wert verkaufen.
  • Billiger Text muss schnell geschrieben werden, sonst landet der Texter pro Stunde weit unter Mindestlohn. Schnell bedeutet aber mindere Qualität.
  • Für guten Text muss man Zeit für Recherche, Stil bzw. Unternehmenssprache, Zielgruppe und Aussagegehalt einplanen und berücksichtigen. Bei wenigen Cent pro Wort ist das nicht drin.
  • Bei billigen Texten muss obligatorisch überprüft werden, ob die Inhalte korrekt sind, die Form stimmt, Rechtschreibung und Grammatik passen, Plagiate erkennbar sind oder einfach vorhandene Inhalte umformuliert wurden. Das kostet viel Zeit und Nerven.
  • Billige Texte sind auch nach ausführlicher Kontrolle noch schwach und nicht fehlerfrei. Endkunden sehen derartige Texte als Zeichen mangelnder Professionalität an. Online-Texte sind immer verfügbar und können daher immer Schaden anrichten. Man darf nie vergessen: Die Texte spiegeln die Marke und das Unternehmen wider. Hier ist das Beste gefragt oder nichts.
  • Billige Texte müssen für Online für Suchmaschinen optimiert sein. Ein Billig-Texter kann bei Dumping-Preisen nicht den Aufwand betreiben, der für eine ordentliche Optimierung notwendig ist. Außerdem ist fraglich, ob er es überhaupt beherrscht, wenn kein persönlicher Kontakt und keine Referenzen vorhanden sind.
  • Falls bei einem Auftrag mal alles schiefläuft: Wer haftet für den Schaden und die Zeitverzögerung? Hat der Texter eine Haftpflichtversicherung für Vermögensschäden?

Billig kann in einigen Fällen funktionieren

Billige Texte können durch einige oder alle genannten Punkte für Unternehmen richtig teuer werden. In Einzelfällen (z.B. Onlineshops) funktioniert aber auch billiger Content, da die Qualität der meist kurzen Beiträge keine so große Rolle spielt. Oder habt ihr noch keine Onlineshops besucht, die richtig schlechte Texte, aber bekannte oder gute Produkte im Sortiment haben? Man verlässt sich dann auf die Fotos und die Bewertungen des Händlers und tut den Text als nebensächlich ab. In vielen Fällen kopieren Shop-Betreiber auch einfach die technischen Daten des Herstellers in das Textfeld. Besser als nichts ist das allemal.

Es gibt aber definitiv Bedarf an überdurchschnittlichen Texten, wenn es um komplexe Produkte und Dienstleistungen geht oder ein Unternehmen sich glaubwürdig und seriös darstellen und inszenieren will. Deshalb sollte sich jeder Auftraggeber, der sich und sein Geschäft ernst nimmt, folgende Frage stellen und ehrlich beantworten:

Lege ich Wert auf hochwertige Texte und bin ich bereit, das zu honorieren?

  1. Ja. ⇒ Lass dir einen Profi empfehlen oder geh direkt zu ihm, überzeuge dich von seiner Kompetenz und der Eignung für deinen Auftrag, vertraue ihm. Das Ergebnis wird dich überzeugen.
  2. Nein. ⇒ Geh zu Text-Portalen oder Textergruppen und such dir irgendjemand, der behauptet, es zu können. Vielleicht hast du Glück, denn viele Leute spielen Lotto. Schreib deine Texte alternativ selbst und freue dich, dass du noch mehr sparen kannst.

Billiger geht immer. Es ist nur die Frage, wie viel ihr euch selbst wert seid und was eure Kunden von euch erwarten. Setzt genau das für euren Texter an. Wenn ihr nicht einseht, dafür zu bezahlen, schreibt selber. Ihr wart doch mal in der Schule und könnt das. Oder nicht?

John Ruskin: Preisorientierung; billiger Text

Agentur Barcamp 2016: Spül dein Hirn durch!

Agentur Barcamp 2016

Das erste Agentur Barcamp fand am 28. und 29. Januar 2016 in Frankfurt am Main statt. Wie kam ich als Nicht-Agenturianer dorthin? Jan Theofel, Deutschlands Barcamp-Experten No. 1, kenne ich aus meinem Berliner Netzwerk. Er brummt wöchentlich in der Unternehmergruppe Bär im Mövenpick am Anhalter Bahnhof die frohe Nachricht, wie positiv Barcamps sich doch auf die Teilnehmer auswirken würden. Daher lag es nahe, mich für das Agentur Barcamp anzumelden und mir die Menschen hinter den schönen Werbefassaden anzusehen. Zwar zähle ich mich mit Musikstudium, Journalistenausbildung und MBA zu den Kreativen, in einer Agentur hatte ich aber noch nie gearbeitet. Für Agenturen aus München war ich bereits mit meinen Fachthemen „Automotive“ und „Hifi/Musik“ als Zulieferer hochwertiger Texte tätig. Diese Tätigkeit steht 2016 mit Ausbau und Intensivierung auf der Agenda. Jetzt also ein Barcamp mit 1-2-1 Begegnungen von Kreativen aus der schönen Welt der Werbung.

Was ist ein Barcamp?

Ein Barcamp ist das Gegenteil einer klassischen Konferenz. Zwar kommen auch hier Leute zusammen, aber es gibt nur Teilnehmer, keine Vortragenden. Doofe Idee? Nö. Barcamps arbeiten nach dem Prinzip, dass jeder Teilnehmer ein Experte sein kann. Und wenn Experten miteinander diskutieren, ist das in aller Regel spannender, als wenn eine Handvoll Vortragsredner ihre Themen in die Zuhörerschaft pushen. Stichwort Themen: Die werden von den Teilnehmern am Morgen vor der ersten Session selbst eingebracht. Dadurch entsteht nicht nur aktive Beteiligung, sondern auch eine große Vielfalt. Wenn ein Thema in der großen Runde Interesse weckt, treffen sich genau die Leute zu Workshops und Diskussionen, denen es auch am Herzen liegt. Die reine Frontalbeschallung im Stil einer Uni-Vorlesung ist damit passé, denn die Begegnung von Themen-Initiatoren und Publikum findet auf Augenhöhe statt. Selbstverständlich kann auch ein Vortrag zu einem Thema stattfinden, aber die anschließende Diskussion ist beinahe obligatorisch. Bei allen Sessions, die 45 Minuten dauern, ist der gemeinsame Austausch von Wissen das wesentliche Element. Man könnte auch sagen, dass ein Barcamp die Konferenz 2.0 mit user-generated content ist. Jan Theofel erklärt das Ganze in einem Erklär-Video:

Aufbruch der Agenturen, aber wohin?

Am 28. Januar 2016 ab 9 Uhr begann sich der Raum für die Eröffnung im Frankfurter Fleming’s Hotel langsam zu füllen. Die Veranstalter Hans-Gerhard Kühn und Jan Theofel wollten die magische Marke von 100 Teilnehmern knacken und schafften dies auch problemlos. Inhaber oder leitende Angestellte von Agenturen aus dem gesamten Bundesgebiet waren angereist, um sich zum Überthema „Agenturen im Aufbruch! Nur wohin?“ auszutauschen. Ein paar Tage vorher gab es bereits freudiges Gezwitscher im Social-Media-Himmel:

Überhaupt wurde getwittert ohne Ende. Das ist sehr schön für mich, dann dadurch muss ich keinen ellenlangen Text schreiben, sondern kann die Teilnehmerstimmen authentisch einflechten. Milan Vukas von quintly beispielsweise ließ die Puppen freudig am Vortag tanzen:

Volle Session-Boards beim Agentur Barcamp 2016

Zurück zum Barcamp: Die Session-Vorschläge der Teilnehmer waren bereits am ersten Tag so zahlreich, dass am Board angebaut werden musste. In der folgenden Tabelle sind alle Themen des ersten Tages zu finden.

Social Media Analytics: Wie können Agenturen von Daten profitieren? Selber entwickeln vs. Partnerschaft Snapchat Hands On Texte sind King: Tipps, Überschriften und erste Sätze
Agenturen als Bietergemeinschaften The Force Awakens: Employer Advocacy als Dienstleistung von Agenturen Strategie + Entwurf vs. Produktion Influencer Relations
E-Commerce für Nichttechniker Reporting – Information Overload? Wie unternehmerisch muss der Agenturmitarbeiter der Zukunft sein? Fotografie (@Twitter) 4 Newbies
Wer bezahlt SW-Fehler bei Open Source Produkten? Die Altersstruktur in unseren Agenturen Welche Versicherung macht eigentlich Sinn und worauf kann man verzichten? Agentur-Fusion
Mitarbeiter binden. Ohne Tischkicker. Wie lässt sich Strategiearbeit ‚besser’ bei Agenturen anbieten? Koop-Modelle Die Macht von Open Source erkennen Agentur im Umbruch? Kreation vs. Redaktion
Pitch-Honorare Führen! Damit Neues eine Chance hat *RE.A.L* Lean+Agile radikal. Keine Angebote, keine Verträge Agentur-Verwaltung/-Software
E-Publishing & Verbreitung Neue Geschäftsmodelle praktisch einführen -> Erfahrungen Social Marketing: Welche Modelle für welchen Kunden? Der Weg zum Schrott (Prozess, Idee, Umsetzung)
AR: Print und Digital verbinden Interne Barcamps Was Agenturen von Startups lernen können Was tun, wenn der Konzern alles auf Stopp stellt? Keine Lösung – eine Diskussion
Start auf Augenhöhe Marketing Automation / Integration – Neue Rolle der Agenturen Agentur-Zukunft – Analog? Digital? Mensch oder Maschine? How to: PR-Arbeit für Agenturen?
Old School Werber vs. Digital Natives Zukunft Commerce    

Am zweiten Tag stand etwas weniger Zeit zur Verfügung, weshalb die Tabelle etwas schlanker, aber nicht minder eindrucksvoll ist.

Fragen vor Abschluss eines Hosting-Vertrags Schreibworkshop II – Ran an die Texte <3 Agentur Blogs? Wie? Warum? Wozu? Pricing
TYPO3 in 3×15 Minuten Service as a Plattform ROMI Return On Media-Investment Führen! Damit Neues eine Chance hat. Musterwechsel/Kanban
Kunden-Portfolio der Zukunft Pitch Wahnsinn BloggerRelations 2016 Projektmanagement Methodik – Wasserfall vs. Agil
Social Listening im PR Agenturgröße – Does Size Matters? Quo Vadis Digitale Gesellschaft? Wie verkaufe ich Social Media Dienstleistungen an meine Kunden?
*RE.A.L* – Fragen, Diskussion, Ideen Kundenzufriedenheit im Mittelpunkt Feelgood-Management  

Fotograf Michael M. Roth übernahm die Dokumentation des Barcamps. Eine Auswahl der Bilder vom ersten Tag gibt es in der Galerie zu sehen.

Brandwatch stellte ein Social Media Board namens Vizia zur Verfügung, auf dem alle Aktivitäten getrackt und visualisiert wurden.

Jan erklärte in seiner Begrüßung, dass ein Barcamp noch nie nicht funktioniert habe:

Den vollen Raum bei der Eröffnung zeigt dieser Tweet von intocommerce:

Und so sieht es aus, wenn Teilnehmer Schlange stehen, um ihr Thema vorzustellen:

Die Zeit während der ersten Session nutzten Jan und sein Team, um die Themen auf eine eigens angelegte Webseite zu bringen. Per QR-Code konnte man anschließend auf den Online-Zeitplan zugreifen und sich seine Sessions markieren. Auf Papier war das natürlich auch machbar.

Stichpunkte zu den einzelnen Sessions las man in den Tweets der Teilnehmer, wie beispielsweise bei Agenturmatching:

Sehr angenehm war die kulinarische Versorgung durch das Hotel. Sogar der Fotograf war begeistert und lichtete das Buffet ab, bevor er selbst zugriff.

Auch am zweiten Tag gab es genügend Themen, zwischen denen die Entscheidung nicht leicht fiel.

Social Listening war ein Thema, das Brandwatch im Rahmen eines Workshops behandelte.

Das Ende kam dann doch zu früh, wie einige feststellten und deshalb auf Fortsetzung plädierten:

Positives Resümee nach zwei Tagen Agentur Barcamp

Ich selbst habe wertvolle Kontakte, Insights und Denkanstöße beim Agentur Barcamp 2016 mitgenommen. Unter anderem wird mich mein bisheriger Versicherer verlieren, weil HISCOX mit seinem Produkt eine rundum überzeugende Vorstellung abgeliefert hat, die exakt für Kreative und Medienschaffende passt. Auch habe ich Experten und Agenturen kennengelernt, die man gerne und guten Gewissens weiterempfehlen kann. Von daher werde ich auch 2017 auf der Teilnehmerliste beim Agentur Barcamp stehen.

Mit meinem BlackBerry Passport und dem Storymaker habe ich einige Impressionen in eine kurze Dokumentation des Agentur Barcamps gepackt. Nichts Aufwändiges, aber der kleine Film vermittelt zumindest einen Eindruck der Veranstaltung.

Tue Gutes und rede darüber

Ohne Sponsoren funktioniert aber auch ein Barcamp nicht, denn sonst wären die Preise für Tickets in schwindelerregende Höhen geklettert. Die Organisatoren konnten einen sehr attraktiven Sponsorenmix zusammenstellen, da die meisten Sponsoren selbst am Barcamp teilnahmen und so zum Erfolg beitrugen. Und hier sind die Unternehmen, die das Agentur Barcamp 2016 ermöglichten:

  • HISCOX ist ein internationaler Spezialversicherer, der sich auf die Absicherung von Agenturen, Selbstständigen und Freiberuflern spezialisiert hat. Die Versicherung bietet eine All Risk Deckung, was bedeutet, dass alles versichert ist, was nicht explizit ausgeschlossen ist. Dazu gehören umfassender Versicherungsschutz, inkl. Urheberrechtsverletzung, Datenverlust, verzögerte Leistungs­erbringung, vertragliche Haftung oder Verletzung von Geheimhaltungspflichten. Bei Hiscox sind sowohl Vermögensschäden als auch Personen- und Sachschäden über einen Vertrag versicherbar.
  • Brandwatch ist ein weltweit führendes Social-Intelligence-Unternehmen. Die Produkte Brandwatch Analytics und Vizia unterstützen kluge Geschäftsentscheidungen auf der ganzen Welt. Die Brandwatch Analytics-Plattform erfasst täglich Millionen öffentlich zugängliche Online-Gespräche und stattet Nutzer mit Tools zur Datenanalyse aus. So ermöglicht Brandwatch es Marken und Agenturen, klügere und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Das Brandwatch Command Center Vizia verteilt visuell ansprechende Insights an alle Orte, an denen sie benötigt werden.
  • Die camera obscura Gesellschaft für Print- & Medientechnik mbH ist eine Berliner Agentur für Kommunikationsdesign und Markenführung. Neben den klassischen Leistungen im Print- und Onlinebereich ist das Team um Anja Faeßer-Malmquist auf E-Publishing spezialisiert.
  • jweiland.net hat sich auf das Hosting von TYPO3 spezialisiert. Kunden kommunizieren direkt mit den Experten und dürfen sich über eine herausragende Server-Performance freuen. Gleichzeitig betreibt jweiland.net Klima-neutrales Hosting und ist TYPO3 Platinum Member.
  • Hootsuite ist einer der Top-Anbieter für Social-Media-Management. Die SaaS-Lösung bietet die komplette Planung, Durchführung und Evaluation von Social-Media-Aktivitäten aus einer Hand.
  • Medienpartner beim Agentur Barcamp 2016 waren das brand eins Wirtschaftsmagazin und das UPLOAD Magazin.

Content Marketing: Begeistere mich!

Content Marketing

Ich muss etwas beichten: Der Begriff Content Marketing kommt mir seit einiger Zeit schon zu den Ohren heraus. Das liegt daran, dass er inflationär und oft falsch verwendet wird. Dennoch spielt Content Marketing eine große Rolle, denn der Anspruch ist einfach, aber gleichzeitig hoch: Es geht darum, wie Sie als Unternehmen mit hochwertigen Inhalten Kunden anziehen und begeistern. Die Definition von t3n trifft es auf den Punkt:

„Content Marketing ist eine Variante des Online-Marketing, bei dem durch die Bereitstellung hochwertiger Informationen Kunden gewonnen oder ans Unternehmen gebunden werden sollen.“

Der Hype um das Buzzword hält seit einigen Jahren an. Alle wollen auf den Zug des Content Marketings aufspringen: Werbekunden, Werbeagenturen, Redaktionen, PR- und Marketing-Verantwortliche, Online-Marketing-Berater und noch viele mehr. Die vergleichsweise junge Marketingform im Online Business bietet eine herausragende Möglichkeit, Neukunden zu gewinnen und Bestandskunden zu halten. Im Vergleich zu herkömmlichem Marketing gibt es das zum absoluten Spartarif.

Günstig bedeutet aber nicht simpel: So mancher „Experte“ übertüncht altes Werbe-Inventar mit neuer Farbe und nennt das Ergebnis Content Marketing. Doch die Marketing-Methode ist mehr als nur ein neuer Schlüsselbegriff für Althergebrachtes: Intelligent genutzt, bedeutet Content Marketing für Unternehmen eine perfekte Mischung aus PR, klassischer Werbung (online und offline), Social Media und gutem Journalismus mit Mehrwert für den Leser und potentiellen Kunden. Gut beraten ist, wer die Wirkungsmechanismen kennt, ihre Funktionsweise versteht und sie für seine Zwecke zu nutzen weiß.

Von allem das Beste – und nicht weniger

Content Marketing ist eine Art Crossover des modernen Online Marketings. Die Disziplin bedient sich dabei verschiedener Spielarten der Medienwelt. Kurz und prägnant: Content Marketing pickt sich aus der Online-Marketing-Palette das situativ Beste und Effizienteste heraus, um zu einer erfolgversprechenden Lösung zu gelangen. Ein Stichwort, das in diesem Zusammenhang nicht fehlen darf, ist das Inbound Marketing. Durch hochwertige Inhalte, die produziert, veröffentlicht und verteilt werden, findet der Kunde zum Unternehmen. Das gilt sowohl für B2B- als auch B2C-Märkte, denn sowohl Kaufentscheider im Corporate-Bereich als auch private Konsumenten informieren sich vor dem Kauf und begeben sich damit auf die Customer Journey. Wichtig ist jedoch: Auch bei dieser Marketing-Form wird es nie eine Pauschallösung von der Stange geben, denn jede Zielgruppe tickt anders und kein beworbenes Produkt gleicht dem anderen.

Woraus besteht Content Marketing?

Die Elemente des Content Marketings sind vielfältig. Textarten wie Reportagen, Features oder Dokumentationen entstammen dem Journalismus, der mittels verschiedener Stile und Techniken auch für die inhaltliche Ausgestaltung sorgt. Die klassische Werbung liefert die Beschäftigung mit der Zielgruppe und der Herausarbeitung des USP, während Social-Media-Kanäle und SEO für die strategische und organische Verbreitung der Inhalte sowie die Sichtbarkeit sorgen.

Der Kern von Content Marketing liegt darin, dass es sich um werbende Inhalte handelt, die auf den ersten Blick nicht als solche wahrgenommen werden. Der potentielle Kunde soll nicht überredet, sondern überzeugt werden und dabei noch einen ordentlichen Mehrwert erfahren. Eigentlich ist es keine richtige Werbung mehr, denn das Verhältnis von Verkäufer und Käufer steht auf einer anderen Basis. Stellen Sie sich vor, dass Sie treue Kunden haben, die bei Ihnen kaufen, auch wenn Sie nicht der Günstigste sind. Wahrscheinlich war die Information und Beratung für Ihre Kunden immer überdurchschnittlich und verlässlich. Das schafft Vertrauen und ist die Grundlage einer jeden soliden Kundenbeziehung. Vehikel ist dabei immer der Content, denn ohne den funktioniert es nicht.

Was ist eigentlich Content?

Wenn im Online Marketing von Content gesprochen wird, können damit viele verschiedene Elemente gemeint sein. Content im Sinne des Content Marketings ist ebenso vielschichtig. Grundsätzlich lässt sich Content aber als sorgfältig geplanter Inhalt verstehen, der im Rahmen einer Online-Marketing-Kampagne über unterschiedliche Kanäle und Medien verteilt wird, um die Zielgruppe möglichst umfassend zu erreichen. Die Inhalte zeichnen sich zusätzlich dadurch aus, dass der Empfänger damit interagieren kann und dies vom Ersteller meist auch gewünscht ist.

Content kommt dabei in vielerlei Gestalt zum Einsatz.

  • Texte: Im klassischen Sinn bezeichnet Content Text, der auch im analogen Zeitalter die Grundlage von Information ist und war.
  • Bilder: Bildmaterial weckt Interesse und Emotionen. Im Content Marketing sind sie wichtige Bestandteile, um den Leser zu fassen.
  • Bewegtbild: Videos oder Animationen sorgen für viele Klicks und lassen das Produkt oder den Menschen authentisch erscheinen.
  • Umfragen: Die klassische Methode der Meinungsforschung lässt sich auch zu Content-Marketing-Zwecken nutzen.
  • Infografiken: Speziell aufbereitetes Bildmaterial veranschaulicht komplexe Sachverhalte mit Hilfe von wenig Text und vielen Grafiken sowie Symbolen, die unmittelbar zum Leser sprechen.
  • Mailings oder E-Magazine: Periodisch erscheinende interaktive und HTML-basierte Medien sind als Träger von Content hervorragend geeignet.
  • Websites: Auch komplette Webseiten, darunter Seiten im sogenannten One-Page-Layout (oft Landing Pages), können für Content Marketing genutzt werden.
  • E-Books: Viele Blogger, Unternehmen und Institutionen halten ihr Wissen nicht zurück, sondern geben es in Form von kostenlosen E-Books nach außen. Oft ist damit eine Newsletter-Registrierung verbunden, um eine Mailingliste aufzubauen.

All diese Content-Elemente treten meist nicht isoliert voneinander auf, sondern vermischen und ergänzen sich beim Content Marketing. Bilder und Videos werden in der Regel mit Text kombiniert, eine Landing Page kombiniert in vielen Fällen Text, Bild, Infografik und Video.

„Content is king“ – Wer hat das gesagt?

Mit Bill Gates hat einer der bekanntesten Akteure der IT-Branche bereits im Jahr 1996 erkannt, worauf es im Web ankommt. So formulierte er in einem berühmt gewordenen Essay:

„Content is where I expect much of the real money will be made on the Internet, just as it was in broadcasting.”

(http://www.craigbailey.net/content-is-king-by-bill-gates/)

Wer es also versteht, Inhalte im Web zu platzieren, kann damit Geld verdienen. Eines der bekanntesten Zitate zum Thema Content stammt ebenfalls von Bill Gates: „Content is king“. Zu einer Zeit, als die meisten Konsumenten noch per Modem online gingen, hatte der Visionär Gates bereits ausgesprochen, was erst viel später kommen sollte. Die altbewährten Informationskanäle bekamen starke Konkurrenz, die in geradezu unheimlicher Geschwindigkeit Einzug hielt.

Mit seiner Aussage über den Inhalt als König hat Bill Gates bis heute Recht behalten. Doch zunächst wurde der Content im Web von vielen Suchmaschinenoptimierern missverstanden. Als die Online-Suchmaschinen, allen voran Google, in den Anfangsjahren noch nicht über so ausgeklügelte Algorithmen verfügten wie heute, bestand relevanter Content vor allem aus mit Keywords gespickten Inhalten, die leichter von Suchmaschinen entdeckt und prominent gelistet wurden. Content war in diesem Sinne wirklich ein König. Unangefochten sorgte Content mit hoher Keyword-Dichte auch für hohe Sichtbarkeit und damit große Umsätze.

Die Qualität des Contents zählt

Doch die Ansprüche an Content haben sich aus Sicht der Suchmaschinen stark verändert. Heute zählt nicht mehr nur die Quantität und starke Präsenz von Inhalten, sondern vor allem die Qualität dieser Inhalte.

Was bei aller Optimierung im Online-Bereich häufig vernachlässigt wurde, war die Ausrichtung auf die Zielgruppe. So ist „Königlicher Content“ heute nicht nur ein passend geschriebener Text, der mit ansprechendem Bildmaterial gespickt wird; er bietet vor allem Inhalte, die perfekt auf eine oder mehrere Zielgruppen ausgerichtet sind. Inhalte, die Interesse wecken, die Kaufbereitschaft fördern, eine Markenbindung stärken oder überhaupt eine Marke erst entstehen lassen.

Wie anfangs erwähnt, bedient sich Content Marketing unterschiedlicher Disziplinen. Die klassische Werbung hatte schon lange ihre jeweilige Zielgruppe im Visier, die jedoch immer auf die gleiche Art angesprochen wurde. Mit Methoden der PR-Arbeit, verschiedenen Werbemaßnahmen und der Anwendung journalistischer Techniken wird dagegen eine völlig neue Zielgruppenansprache im Netz erschaffen. Durch soziale Medien haben die Empfänger zugleich die Möglichkeit, ihre persönliche Meinung über diese Inhalte kundzutun, sich mit anderen darüber auszutauschen und sie zu verbreiten.

Storytelling als Teil der Content-Marketing-Strategie

Im Kindesalter freuten wir uns über Geschichten. Und schon vor vielen tausend Jahren wurden Geschichten erzählt und immer wieder neu erzählt. Man denke nur an die Märchen aus 1001 Nacht oder die zahlreichen Legenden und Sagen aus dem Mittelalter. Grimms Märchen kann man durchaus als eine Art Content Marketing für die damalige Erziehung sehen. In eine spannende Geschichte eingebettet, wurden Kindern Weisheiten und Lehren über das Leben vermittelt, die sie wiederum an ihre Kinder weitergeben konnten. Bis heute sind Weltanschauungen und Meinungen durch Geschichten geprägt.

In der Werbung wird das Geschichtenerzählen heute als Storytelling bezeichnet. Jedes Unternehmen kann dabei etwas erzählen. Ob es nur die eigene Geschichte ist, die neu aufgerollt wird, oder aufregende Stories rund um die angebotenen Produkte. Besondere Momente des öffentlichen Storytellings gibt es beispielsweise bei den jährlichen Werbespots im Rahmen des Superbowls, dem Finalspiel der amerikanischen Profi-Football-Liga. Unternehmen aus aller Welt haben dort die Möglichkeit, in TV-Spots echte Geschichten rund um ihre Marke zu erzählen. Und sie machen davon Gebrauch: So dauern die dort gezeigten Spots häufig mehr als drei Minuten. Viel Zeit, in der umfangreiche Geschichten erzählt werden können.

Praxisbeispiel 1: RAM Trucks

Wie Storytelling dabei funktioniert, belegt der Werbespot des PKW-Herstellers RAM. Zu eindrucksvollen Aufnahmen von Menschen und Landschaften erläutert ein Sprecher in der Manier eines Predigers aus dem Off die Bedeutung der amerikanischen Farmer. Der Spot steigert sich mit der Aufzählung all der Dinge, die ein Farmer täglich zu tun hat. Wiederholt wird die Aussage „God made the farmer“ gebracht und gipfelt schließlich in dem Satz: „To the farmer in all of us“. Das letzte Bild setzt einen Truck von RAM in Szene, der vorher nur für Sekunden in einigen Szenen auftauchte. Die Verbindung von eindrucksvollen Bildern, von Menschen, der pastoral-würdevollen Stimme aus dem Off, dem Text und schließlich dem Produkt, das insgesamt nur etwa 10% der Zeit zu sehen ist, gibt dem Spot seine enorme Aussagekraft. Content Marketing auf höchstem Niveau.

Storytelling im Rahmen einer Content-Marketing-Strategie ist dabei nur ein Ansatz. Dieser bietet Werbetreibenden aber die Möglichkeit, über das archaische Ritual des Geschichtenerzählens hinaus viele verschiedene Medien zu integrieren, um so die Zielgruppe auf vielen verschiedenen Kanälen anzusprechen. Zugleich kann eine einmal erzählte Geschichte perfekt in den Gesamtzusammenhang einer Corporate Identity gestellt werden.

Praxisbeispiel 2: Red Bull

Ein weiteres gutes Beispiel für einen Konzern, der Storytelling als Content Marketing-Strategie nutzt, ist Red Bull. So erzählt das Unternehmen mit Hilfe von Extrem-Sportlern Stories von Mut, Ruhm und Ehre, während das eigentliche Produkt in diesen Geschichten gar nicht vorkommt. Der Konzern steigert durch seine Sponsoring-Aktivitäten im Extrem- und Motorsport jedoch seine Markenbekanntheit um ein Vielfaches. Größter Coup von Red Bull war es sicherlich, den Österreicher Andreas Baumgartner aus der Stratosphäre springen zu lassen. Weltweit wurde das Spektakel von Milliarden Zuschauern mitverfolgt. Dass ein Google-Manager den Rekord kurze Zeit später schon brechen würde, war sicher niemandem bewusst. Für Red Bull spielte das aber keine große Rolle: Das Storytelling des österreichischen Konzerns war einfach besser.

Praxisbeispiel 3: Volvo Trucks

Ein drittes Beispiel kommt von einem Nutzfahrzeughersteller. Volvo entwickelte das sogenannte Dynamic Steering System für seine FM Trucks. Damit kann der Fahrer mit minimalem Kraftaufwand am Lenkrad die Spur exakt halten, denn die Elektronik assistiert, wenn Straßen- und Witterungseinflüsse den Truck mitsamt Hänger seitwärts bewegen. Das System arbeitet sowohl bei niedrigen als auch hohen Geschwindigkeiten. Die Besonderheit ist aber, dass es auch bei Rückwärtsfahrt funktioniert. Mitsamt Hänger ist der Lastzug so kursstabil, dass bei mehr als hundert Metern Fahrt keine Abweichung von der Spur festzustellen ist.

Die erste Story-Zutat: Ein Star

Die Marketing-Abteilung von Volvo ließ sich für die Demonstration dieses Features etwas ganz besonderes einfallen: Action-Star Jean Claude van Damme ist zu Beginn des Videos mit geschlossenen Augen vor zwei goldfarbenen Trucks zu sehen. Seine Stimme kommt aus dem Off, im Hintergrund ist dezente Flächenmusik mit Streichern im Pizzicato zu hören. Van Damme erzählt über vom Auf und Ab des Lebens, von holprigen Straßen und starken Winden. Dies hätten ihn zu dem gemacht, was er heute ist. Nun stehe er vor dem Zuschauer, der einen perfekten Körper sehen könne; zwei Beine, die den Gesetzen der Physik trotzen sollten. Dazu eine Geisteshaltung, mit der ein geradezu epischer Spagat zu meistern sei. Spagat?

Die zweite Story-Zutat: Das innovative Produkt

Die Kamera hat inzwischen von der Nahaufnahme in eine Halbtotale gewechselt, man sieht Jean Claude van Damme mit je einem Fuß auf den Außenspiegeln von zwei parallel und rückwärts fahrenden Volvo Trucks stehen. Beim Übergang in die Totale bewegen sich die beiden Trucks bei Musik von Enya (Only Time) langsam auseinander, bis van Damme in einem perfekten 180° Spagat auf den Spiegeln steht. Das Dynamic Steering System sorgt dafür, dass die Trucks ihre Spur beim Rückwärtsfahren exakt halten. Van Damme ist gleich einem Titan sicher im Spagat verankert, als ob es nichts Natürlicheres gäbe. Wer könnte da noch einen Mitbewerber des Volvo FM kaufen?

Praxis-Beispiel 4: SEO-Agentur Sumago

Herausragendes Content Marketing muss aber nicht immer mit Bewegtbild verknüpft sein. Es funktioniert auch mit Bildern, Audio und Text sehr gut. Die Berliner SEO-Agentur Sumago hatte im Jahr 2016 einen sehens- und hörenswerten Online-Auftritt hingelegt. In drei hervorragend und humorvoll gestalteten Fotolandschaften mit dem passenden Hintergrundsound und kurzen, aussagekräftigen Texten hilft das Sumago-Team im Online-Dschungel, befreit aus der weißen Zwangsjacke und von Denkfesseln, taucht zu tiefen Lernwelten hinab. Wer jetzt noch keine Lust auf die Agentur bekommen hat, ist entweder absolut humorlos, kann nicht lesen oder hat keine Lautsprecher am Computer.

Welche Ziele verfolgt Content Marketing?

Content Marketing eignet sich aufgrund seiner Ausrichtung für verschiedene Ziele. Während herkömmliche Werbemaßnahmen häufig auf dem Push-Prinzip beruhen, bei dem der USP immer wieder in Botschaften vermittelt wird, sind Content-Marketing-Kampagnen auch für Pull-Ansätze einsetzbar. Durch die Verbreitung von Inhalten kann das Bedürfnis für ein Produkt oder eine Dienstleistung geweckt werden, das vorher noch gar nicht im Sichtfeld des Kunden war.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten für Content Marketing sind:

  • Branding
  • Kundenbindung
  • Neukundenakquise
  • Stärkung der Corporate Identity

Content Marketing ist kein Abverkaufsmarketing wie Dialogmarketing oder E-Mail-Marketing. Vielmehr ist der Effekt auf Verkäufe indirekt zu betrachten. Indem sich Interessenten mit einer Marke oder einem Produkt auseinandersetzen, wird zunächst ihr Vertrauen gewonnen und in einem zweiten Schritt ihr Kaufinteresse geweckt.

Kein Erfolg ohne Multiplikatoren

Printmedien haben meist eine sehr berechenbare Auflage bei hohen Preisen. Im Gegensatz dazu sind Online-Medien gut geeignet, um schnell und relativ günstig Reichweite zu erzielen. Zugleich bieten diese Medien im Web 2.0 die Möglichkeit, unmittelbar auf Informationen zu reagieren. Vor allem Social Media kann in der Online-Werbung für virale Effekte sorgen, die zur sprunghaften Verbreitung von Inhalten beitragen.

Auch Content Marketing lebt von der Interaktion der Nutzer und Social Media. So wäre der abwechslungsreichste Text, das verrückteste Video, die anschaulichste Infografik nur wenig wert, wenn diese Inhalte nicht auch verbreitet würden.

Somit spielen Blogs, Social-Media-Kanäle, Videoplattformen wie YouTube oder Foren eine wichtige Rolle bei der Content-Syndikation.

Ohne Planung geht nichts

Wie nahezu alle Online Marketing-Maßnahmen ist auch Content Marketing kein einmaliges Ereignis, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Es reicht nicht aus, einen Videoclip auf YouTube zu veröffentlichen und zu hoffen, dass dieser zum viralen Klick-Hit wird. Content Marketing bedarf einer kompakten und zielführenden Strategie. Hierzu zählt zunächst eine klare Definition der Zielgruppe(n). Aus dieser Definition ergibt sich die Wahl der Ansprache und daraus wiederum die Wahl des entsprechenden Mediums. Als Konsequenz müssen entsprechende Inhalte sorgfältig erstellt und produziert werden; immer mit dem Bewusstsein, dass sich die Ausrichtung jederzeit ändern kann. Content Marketing bedeutet auch, Geduld zu haben. Denn zunächst geht es darum, die Zielgruppe zu erreichen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Der pekuniäre Erfolg ergibt sich dann als Folge.

Masterarbeit: Tipps und Tools für den Erfolg

Masterarbeit: Tipps und Tools

Trotz vieler Kurse zum Thema „Wie schreibe ich meine Masterarbeit“ unterschätzen Studenten die Anforderungen und die Arbeitsbelastung, die auf sie zukommt. Viele Vorarbeiten sind zu erledigen, bevor es an das eigentliche Schreiben der Abschlussarbeit geht. Erst wenn die Basis stimmt, eine grobe Gliederung existiert und das nötige Material bereitsteht, wird der Schreibvorgang locker von der Hand gehen. Ich selbst musste meine Masterarbeit in 17 Tagen schreiben, weil berufliche Verpflichtungen ein kontinuierliches Arbeiten verhinderten. Das konnte aber nur gelingen, weil ich mehrere Monate vor Abgabe bereits eine Grobgliederung hatte, mir über das Thema im Klaren war, wöchentlich zwei Stunden in die Quellensammlung investierte und bereits vor der Schreibphase ungefähr wusste, wie das Ergebnis der Arbeit lauten würde. Neben der Vorbereitung ist daher eine realistische Zeiteinteilung wichtig, um genügend Puffer für Überraschungen und neue Ansätze zu haben.

Masterarbeit: Tipps und Tools

Zeitmanagement ist essentiell für Abschlussarbeiten

Jeder Mensch geht die Abschlussarbeit auf unterschiedliche Weise an. Manche arbeiten konstant und regelmäßig daran, andere produzieren die Inhalte in intensiven Schüben, wiederum andere schreiben die Arbeit auf den letzten Drücker. Bei einer Abschlussarbeit mit Deadline ist eine solide Zeitplanung nicht nur nützlich, sondern auch nötig. Die wenigsten Studierenden können innerhalb weniger Tage eine makellose wissenschaftliche Leistung auf Papier und Datenträger zaubern, wenn mehrere Monate für die Bearbeitung vorgesehen sind. Allein die Themenwahl und die damit verbundene Fragestellung ist als Vorarbeit nicht zu unterschätzen. Folgende Tipps und Tools können daher nützliche Anregungen für eure Masterarbeit sein:

  • Findet ein Thema für die Master Thesis, das euch wirklich interessiert. Nur so bleibt ihr in Phasen des Durchhängens auch am Ball.
  • Prüft, ob es genug Literatur zum Thema gibt. Wenn ihr mit eurer Arbeit Neuland beackert, macht euch auf zusätzlichen Arbeitsaufwand gefasst. Stehen nicht genug Quellen zur Verfügung, müsst ihr die Literatur mit Interviews, Umfragen und Statistiken ergänzen.
  • Wenn ihr sechs Monate Bearbeitungszeit habt, rechnet grob zwei Monate für Themenfindung mit Gliederung und Quellenstudium, zwei Monate für die Quellenauswertung und Interviews/Umfragen, einen Monat für das Schreiben und einen weiteren Monat für Überarbeitung, Feintuning, fortwährendes Gegenlesen und – Überraschungen!
  • Solltet ihr zur Sorte Mensch gehören, die gerne prokrastiniert (lat. pro cras = auf morgen verschieben), kommt ein weiteres Problem hinzu: Druck. Unter Druck entstehen zwar Diamanten, aber Kohlenstoff muss keine Masterarbeit schreiben. Der Schreibvorgang funktioniert zwar auch in kurzer Zeit und unter Druck, ohne die notwendige Vorarbeit seid ihr aber erledigt. Macht euch daher nur Druck, wenn ihr diesem auch gewachsen seid. Ansonsten solltet ihr euch zur Vorbereitung zwingen, damit das Material vorliegt und der Druck nicht zu hoch wird.
  • Schreibblockaden können vorkommen. Meiner Erfahrung nach treten sie vorwiegend in zwei Situationen auf: 1. Es gibt zu viel Material; man weiß nicht, wo man anfangen soll und fühlt sich hilflos. 2. Die Zeit drängt, aber es will kein Gedanke auf das Papier. Hier baut sich massiver Druck auf.
    In beiden Szenarien kann es helfen, sich das Thema als große und übergreifende Klammer vor Augen zu führen und dieses kleinteilig zu bearbeiten. Wie auf einer Landkarte verschafft man sich den Überblick zur Route und arbeitet dann die Wegpunkte zum Ziel Masterarbeit ab.
  • Benutzt Tools, um eure Literatur zu organisieren. Word & Co. bieten zwar eine Literaturverwaltung, die aber für akademische Belange unzureichend ist. Ich empfehle Cite this for me, das über den Browser und als App eure Literatur verwaltet. Mit der App könnt ihr den Barcode von Büchern scannen und habt sofort den entsprechenden Literatureintrag. Auch das manuelle Eingeben funktioniert schnell und gut. Mehrere tausend Zitierweisen und gebräuchliche Exportfunktionen runden die kostenlose Software ab. Das Literaturverzeichnis wird über RefME in verschiedenen Formaten exportiert und dann in die Arbeit eingefügt. Alternativen sind kostenpflichtige Anwendungen wie EndNote oder Citavi.
  • Stimmt euch regelmäßig mit Betreuerin oder Betreuer ab. Die Betreuung ist zwar oft eingeschränkt und besonders an öffentlichen Institutionen ein Problem, aber eure Fragen und Status-Aktualisierungen zeigen, dass ihr Interesse habt und euch engagiert. Denkt daran: Für eine Masterarbeit steht in der Regel weniger als eine Stunde Korrekturzeit zur Verfügung. Wenn der Erstkorrektor euren Namen nicht spontan zuordnen kann und dazu noch inhaltliche und formale Schwächen in der Arbeit findet, wird schnell abgewertet: Ihr habt euch offensichtlich keine besondere Mühe gegeben.
  • Für die Zeitplanung empfiehlt sich als einfaches Tool ein Gantt-Chart. Hier könnt ihr eure Arbeit planen und einteilen. Gleichzeitig seht ihr grafisch, welche Tätigkeiten sich überlappen und welche Deadlines ihr einhalten müsst.
  • Erledigt alle Formalien vor dem Beginn eurer Arbeit. Füllt die benötigten Formulare und Erklärungen aus, sodass am Ende nur noch Datum und Unterschrift einzusetzen sind. Der bürokratische Aufwand ist nicht zu unterschätzen und kann zu grauen Haaren führen, wenn man knapp dran ist und die erforderlichen Formulare nicht findet.
  • Jede Hochschule und Universität hat Leitfäden für die Erstellung von Masterarbeiten. Lest euch diese vor dem Beginn durch, denn hier werden Details wie Termine, Formulare, Erklärungen, Wortzahl, Gliederung, Schrift, Abstände, Ausführung, Abgabeformat und Ansprechpartner genannt.
  • Nutzt eine Plagiatssoftware, um euch selbst zu kontrollieren. Perfekte Software ist noch nicht auf dem Markt. Die Anforderungen an semantische Intelligenz sind zu groß, wenn ein Ideen- oder Gedankenplagiat erkannt werden soll. Hier muss ein Mensch entscheiden, ob plagiiert wurde. Es gibt aber nützliche Software, die Phrasen, Sätze und Abschnitte ihrer Herkunft nach zuordnen kann. Wird eine Stelle markiert und die dazugehörige Quelle angegeben, ist das für den Verfasser die beste Gelegenheit, seine Zitate zu überprüfen und bei Bedarf zu ergänzen. Als gute Hilfsmittel haben sich Turnitin, URKUND und Copyscape erwiesen.

Habt ihr noch mehr Tipps und Tools für das Schreiben einer Masterarbeit auf Lager? Dann freue ich mich auf eine Nachricht oder einen Kommentar.

Masterarbeit schreiben in 17 Tagen

Stadtbibliothek Stuttgart

Das Schreiben einer Masterarbeit ist eine Angelegenheit, die mit hohem Zeitaufwand einhergeht. Wissenschaftliche Arbeiten schreiben sich nicht nebenher, sondern erfordern Einarbeitung, Disziplin und Ausdauer. Unter Zeitdruck muss es aber oft schneller gehen. In diesem Beitrag schildere ich, wie meine Masterarbeit in 17 Tagen entstand. Zwar wäre es ohne regelmäßige Vorarbeit nicht möglich gewesen; die reine Schreibarbeit mit Quellenstudium, dem Anfertigen von Diagrammen, einer Case Study sowie der Analyse nahm aber tatsächlich nur zweieinhalb Wochen in Anspruch.

Masterarbeit in International Management

Ich schrieb meine Master Thesis im Rahmen eines berufsbegleitenden MBA-Studiums International Management an der Lord Ashcroft International Business School (LAIBS) der Anglia Ruskin University (ARU) in Cambridge/UK. Das Masterstudium selbst war ein Dual Award, der vom Institute of Management Berlin (IMB) in Zusammenarbeit mit der ARU ausgerichtet wurde. Als Bearbeitungszeit für die Thesis standen vier Monate zur Verfügung. Drei Viertel meiner Zeit dienten einzig und allein der Quellensammlung sowie deren Erfassung und ständigen Aktualisierung.

Neben den Präsenz- und Online-Bibliotheken der LAIBS und der HWR Berlin nutzte ich Google Scholar, um mit den neuesten Publikationen zu meinen Schlüsselbegriffen versorgt zu werden. Damit konnten Veröffentlichungen zum Thema integriert werden, die erst 2014 oder 2015 erschienen und damit noch nicht weit verbreitet waren. Die Aktualität durch Google Scholar machte es möglich, Aufsätze und Arbeiten finden, die unmittelbar zu meinem Thema Intellectual Property in the German automotive sector: How do German Mittelstand and SMEs utilise their IP portfolio?“ passten und wertvolle Anregungen und Zitate lieferten.

„Ohne Struktur und Zeiteinteilung geht nichts.“

Wichtig ist die Planung der Struktur und die Zeiteinteilung bei einer Masterarbeit. Während sich die grobe Gliederung mit den feststehenden Teilen bereits aus den Vorgaben der Universität ergab, musste ich meine Zeit selbst einteilen und planen. Zunächst ging ich davon aus, dass die Masterarbeit in der Art eines viermonatigen „Crescendo“ machbar sein würde: Langsam und sparsam beginnen, aber jede Woche mehr und mehr intensivieren und fokussieren. Dies stellte sich nach wenigen Wochen als Trugschluss heraus. Da ich als Selbstständiger voll arbeitete, kamen mir immer Dinge dazwischen, die eine konzentrierte Beschäftigung mit der Masterarbeit unmöglich machten. Das Gantt-Chart, mit dem ich die Arbeit geplant hatte, stimmte nicht mehr mit der Realität überein:

Gantt-Chart zur Masterarbeit
Im Gantt-Chart sind alle Arbeitsschritte von Beginn bis zur Abgabe chronologisch angeordnet.

Eigentlich waren nur die orange markierten Tage komplett ohne Beschäftigung mit der Masterarbeit vorgesehen. An den blau markierten Tagen wollte ich mindestens vier Stunden für die Thesis arbeiten. Durch das wechselnde Arbeitsaufkommen eines Freelancers bedingt, wechselten aber zahlreiche andere Tage von blau nach orange. Nach Rücksprache mit meinem Betreuer beschloss ich daher, die komplette Auswertungs- und Schreibphase in die letzten drei Wochen zu legen. Dafür begab ich mich zur Klausur in eine abgelegene Ostsee-Gemeinde und arbeitete in dieser Zeit ausschließlich an der Masterarbeit. Im folgenden Tagebuch beschreibe ich, wie die Vorarbeit aussah und was an den 17 Tagen bis zur Abgabe geschah.

Vorarbeiten zum Schreiben der Masterarbeit

Die Vorbereitung begann bereits im Januar während des Moduls „Research Methods“ an der LAIBS. Während der Methodik-Vorlesung kristallisierte sich schon das Thema heraus, wurde eingegrenzt und verfeinert. Der erste Vorschlag musste am 30. Januar in Form eines Posters eingereicht werden. Nach dem anschließenden Feedback erfolgten Nacharbeiten, Veränderungen und weitere Eingrenzungen, die zu einem Prototypen führten, der etwa 20% der Masterarbeit enthielt. Das sogenannte „Research Proposal“ bestand aus einer Einführung zum Thema, einer verkürzten Literaturauswertung sowie dem Zeitplan der Arbeit. Mit Abgabe des Dokuments am 13. April standen noch genau 16 Wochen Bearbeitungszeit zur Verfügung.

In mehreren Arbeitsphasen wurden die Bibliotheken durchsucht, passende Literatur durch Querlesen ausgewählt und in der Literaturverwaltung Cite this for me erfasst sowie als digitales Dokument archiviert. Ebenso verfuhr ich mit den Online-Quellen von Google Scholar: Nahezu täglich bekam ich im Rahmen der Literaturrecherche eine Linksammlung zu meinen Schlüsselwörtern per E-Mail. Die Quellen mussten nun gelesen und auf Verwendungstauglichkeit überprüft werden. Passte ein Dokument zum Thema, wurde es in RefME erfasst und archiviert. Um die Datensicherheit bei der zunehmenden Anzahl an Dokumenten zu gewährleisten, legte ich ein dreifaches Backup an: Der Masterarbeitsordner wurde auf einer Backup-Festplatte, einer SD-Karte sowie der Dropbox gesichert. Selbst wenn die Festplatte meines Rechners und die Cloud zusammengebrochen wären, hätten noch zwei unabhängige lokale Datenträger zur Verfügung gestanden.

Bereits in der 6. Woche deutete sich an, dass eine geplante Umfrage mit 20 Unternehmen problematisch werden könnte. Der Rücklauf war minimal, viele Firmen wollten oder konnten die Fragebögen nicht beantworten. Daher schwenkte ich kurzerhand auf Interviews mit externen Experten um. Das Organisieren und Durchführen nahm weitere Zeit in Anspruch, die letzten Interviews ergaben sich sogar erst während der Schreibphase. Weiterhin gestaltete sich die Auswertung der Patentdatenbank als anspruchsvoll, da für die ausführliche Analyse eine komplexe Software nötig gewesen wäre. Die Bearbeitung in Excel stellte sich schließlich als Kompromiss heraus, der für die erforderlichen Diagramme ausreichte. Mit weit über 150 Quellen, einer halbfertigen Literaturauswertung, dem Methodik-Kapitel und drei von sechs Interviews ging es schließlich am 16. Juli in Klausur an die Ostsee.

Schreibphase der Masterarbeit

Tag 1: Ankunft, Sammlung, Formalien

Für die kommenden Tage und Wochen hatte ich mir folgende Tageseinteilung vorgenommen: 8 Stunden Masterarbeit, 8 Stunden Freizeit, 8 Stunden Schlaf. Das funktionierte gut, wobei an manchen Tagen mehr Arbeit und weniger Freizeit stattfand. Es gab aber auch Tage, an denen es sich umgekehrt verhielt. Am ersten Tag sortierte ich jedenfalls die Quellen in verschiedenen Ordnern, verschaffte mir einen Überblick, stellte Mängel und Argumentationsschwächen im Research Proposal fest und versuchte, den „Roten Faden“ zu finden. Daneben erledigte ich alle Formalien, d.h. alle notwendigen Deckblätter, Erklärungen und Anhänge wurden bis auf die Unterschrift fertiggestellt. Die Verbindung zur Außenwelt war dagegen nicht optimal: Weder Vodafone noch O2 boten schnelle mobile Datendienste. Blieb nur noch die Telekom als letzte Hoffnung.

Tag 2: Probleme mit dem Titel

Gleich am zweiten Tag tauchte ein Problem auf: Der Titel war in Gefahr. Der Begriff „SME“ (small and medium-sized enterprises), den ich verwendete, stand teilweise im Widerspruch zum deutschen Begriff „Mittelstand„. Nach verschiedenen Definitionen sind SME und Mittelstand nicht deckungsgleich, was einige Quellen nicht verwertbar machte. Ich schickte meinem Betreuer einen Änderungsvorschlag und nahm den Mittelstand mit auf. Ebenso wurden die Forschungsfragen der zweiten Ebene umformuliert, um auf den neuen Titel Bezug zu nehmen. Im Laufe des Tages las ich mich weiter in die Quellen ein, überprüfte das Research Proposal und transkribierte und übersetzte das letzte Interview. Am Vormittag hatte ich eine SIM-Karte der Telekom für mein iPad gekauft. Wenn das Tablet im Garten war, bestand eine einigermaßen solide 3G-Verbindung. Die Lösung war es schließlich, das iPad in einer Plastiktüte im Garten als Hotspot zu verwenden und im Haus zu arbeiten. Damit konnte ich in passabler Geschwindigkeit online sein.

Tag 3: Literaturmangel führt zu neuer Idee

Vormittags wurden weiter die Quellen studiert und aussortiert. Daneben legte ich mehrere Tabellen an, in denen ich Zitate aus den Quellen extrahierte und sammelte. Die SME/Mittelstandsfrage war immer noch Grund für intensive Beschäftigung. Es stellte sich weiterhin heraus, dass es zu wenig brauchbare Literatur zum Thema Autozulieferer und deren IP Portfolio gab. Daher wurde den Interviews eine besondere Rolle zuteil, da sie Experten-Informationen enthielten, welche die Literatur teilweise ersetzen oder sogar ergänzen konnten. Zudem kam mir die Idee einer Case Study, da ich wenige Monate vorher einen deutschen Mittelständler interviewte, der unmittelbar mit Innovation und Monetarisierungsmodellen im Automobilbereich zu tun hat. Am Ende des Tages war auch ein weiteres ausstehendes Telefon-Interview geplant und bestätigt.

Stadtbibliothek Stuttgart
Stadtbibliothek Stuttgart (Quelle: pixabay.com, misterfarmer)

Tag 4: Faul, aber effektiv

Der vierte Tag begann faul und nahm erst am Nachmittag Fahrt auf. Zunächst überlegte ich nur, wie ich die Case Study angehen könnte und entwarf in Gedanken mehrere Szenarien. Abends begann ich dann, diese auf Papier zu bringen. Weiterhin sichtete ich dazu erhältliches Statistik-Material aus Datenbanken und fragte ein weiteres Interview an. Gleichzeitig erreichte mich eine E-Mail eines Professors, den ich als Quelle zitierte und dem ich eine spezielle Frage zu seiner Mittelstands-Definition gestellt hatte. Seine Antwort ließ sich als Beleg für die notwendige Umformulierung des Titels verwenden.

Tag 5: Case Study und Interview

Die am Vorabend begonnen Case Study wurde fortgesetzt. Zusätzlich recherchierte ich weiter im Mittelstandsbereich und erweiterte die Zitate-Sammlung. Ein weiteres Telefon-Interview hielt ich mit Freisprechanlage im Auto auf einem Parkplatz ab und fertigte unmittelbar danach die Reinschrift an. Für ein in Berlin geführtes Interview traf die Autorisation ein.

Tag 6: Interview und Status-Update

Am sechsten Tag konnte ich ein Telefon-Interview mit dem Geschäftsführer eines Automobilzulieferers führen. Am Abend wurde die Rohfassung der Case Study abgeschlossen und meinem Betreuer samt einem Status-Update gemailt.

Tag 7: Nicht viel Neues

Dieser Tag lässt sich in wenigen Worten beschreiben: Weitere Quellenarbeit und Auslesen von Zitaten.

Tag 8: Viele Telefonate

Ein Telefon-Interview mit einem Mittelstands-Experten stand an. Für das Interview von Tag 5 kam nun die Autorisation. Es zeichnete sich aber eine Gefahr für die Case Study ab: Ich rief einen Fachkollegen an und wollte seine Meinung zur Nutzung meines Interviews mit dem Mittelständler wissen. Er wies auf die Brisanz hin, da ich zwar korrekte Zitate und Inhalte hatte, das untersuchte Unternehmen aber diese Fakten nie öffentlich zugegeben oder bestätigt hatte. Die Gefahr bestand darin, bei Veröffentlichung von Rechtsanwälten ordentlich beharkt zu werden. Ich rief daher kurzerhand den Geschäftsführer an und schilderte ihm mein Vorgehen. Er wollte die Case Study daraufhin sehen und bekam sie per E-Mail zugeschickt. Ich bat ihn darin, mir innerhalb von 48 Stunden zu sagen, ob Änderungen notwendig seien. Das Ende des Tages verbrachte ich bei weiteren Quellenstudien sowie der grafischen Aufbereitung des Conceptual Framework.

Tag 9: Daten und Diagramme

Der neunte Tag war Excel gewidmet: Aus den entsprechenden Daten der Patentdatenbank formatierte ich Diagramme und analysierte die Entwicklung der IP Portfolios. Das Methodik-Kapitel wurde erweitert, der Appendix ergänzt. Für eine verbesserte Übersichtlichkeit benannte ich die Quellen um und ergänzte weitere Zitate. Das Conceptual Framework wurde nun ins Hauptdokument eingefügt. Aufgrund der Interview-Ergebnisse in einem brisanten und diffusen Forschungsgebiet, wo alle Unternehmen ihre Karten bedeckt halten, stellte ich den Antrag auf Vertraulichkeit der Arbeit. Fünf von sechs Interviewpartnern bestanden auf Anonymität, was laut den Ethik-Vorgaben der Universität möglich ist. Da sich aber durch deren Aussagen ein Widerspruch zu aktueller Forschung und Lehre ergab, hielt ich es zum Zeitpunkt des Verfassens der Masterarbeit für sinnvoll, die Ergebnisse nicht öffentlich zu machen. Meinem Antrag wurde von der Universität stattgegeben, die Arbeit stand damit nur den Korrektoren sowie meinen Quellen zur Verfügung.

Master-Screens: Links ist die Literaturverwaltung RefME offen, rechts sind Diagramme aus Patentdaten in Bearbeitung.
Master-Screens: Links ist die Literaturverwaltung RefME offen, rechts sind Diagramme aus Patentdaten in Bearbeitung.

Tag 10: Erste Ergebnisse

Durch die Lektüre der vergangenen Tage konnte ich nun die Literaturauswertung erweitern und weitere Quellen erfassen. Weiterhin überarbeitete ich die Diagramme mit Patentdaten und fokussierte mich auf zehn Unternehmen, die detailliert dargestellt wurden. Auch das Ergebnis-Kapitel begann nun, weil aus der Datenanalyse bereits verwertbare Daten vorlagen. Abends bereitete ich noch die „Dissertation Declaration Form“ vor, in der Formalien wie Name, Studenten-ID, Thema etc. eingetragen wurden.

Tag 11: Literaturauswertung und Interviews

Der elfte Tag gestaltete sich rein von der geistigen Arbeit her eher gemächlich. Inzwischen war die Literaturauswertung abgeschlossen, das Ergebniskapitel wurde mit der Zusammenfassung der Interviews erweitert und umfasste nun rund 2100 Wörter. Am Abend startete ich die Analyse und Diskussion der Ergebnisse.

Tag 12: Analyse und Anpassungen

Die Analyse nahm im Lauf des Tages Form an und wurde etwa zur Hälfte fertig. Sie reichte bis zum Punkt „Nutzbarmachung von IP“. Daneben mussten die Methodik und die Einleitung leicht verändert werden, weil ich vom ursprünglich geplanten Ansatz aufgrund Datenmangels bei Unternehmen abwich.

Tag 13: Analyse und Reflexion

Am dreizehnten Tag überarbeitete ich das komplette Analyse-Kapitel und bezog die Forschungsfragen so ein, dass der rote Faden noch deutlicher wurde. Die saubere Formatierung der Diagramme war mehr eine Fleißarbeit, bereitete die Arbeit aber auch optisch überzeugend auf. In der Roadmap der Universität zur Masterarbeit tauchte ein Punkt auf, den ich bis dahin vernachlässigt hatte: Ich musste meinen Ansatz und meine Methoden kritisch reflektieren. Daher wurde das Analyse-Kapitel dementsprechend erweitert und angepasst.

Tag 14: Theorien und Case Study

Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, fügte ich eine Tabelle ein, in der die für meinen Ansatz herangezogenen Theorien samt Autoren und Inhaltsangabe erfasst wurden. Weiterhin fügte ich die bearbeitete Case Study als dritten Punkt neben der Patentdatenauswertung und den Interviews ein. Der „Abstract“ als kurze Zusammenfassung der gesamten Arbeit konnte nun auch geschrieben werden, da alle Einzelteile der Masterarbeit fast fertig waren und die Ergebnisse feststanden.

Tag 15: Korrekturen und Gegenlesen

Der fünfzehnte Tag drehte sich nur um Korrekturen (Rechtschreibung, Grammatik) und das Gegenlesen, bei dem ich jeden Satz und jede Behauptung auf den Prüfstand stellte:

  • Stimmt die Aussage?
  • Ist sie belegbar?
  • Wurde richtig zitiert?
  • Bleibt der rote Faden erkennbar?
  • Sind die einzelnen Passagen in sich logisch und machen aneinandergereiht Sinn?

Tag 16: Formalien und Druck

Am vorletzten Tag beendete ich das Gegenlesen und nahm eine weitere Korrektur-Runde in Angriff. Besonders die Formalien (Dissertation Declaration Form, Contact Log etc.) wurden nochmals geprüft und ergänzt. Das Inhalts- und Abbildungsverzeichnis stand als nächster Punkt auf dem Programm, die Anhänge wurden danach formatiert und optisch auf Vordermann gebracht. Eine weitere Kontrolle bezog sich nur auf das Layout. Die vorerst finale Version kopierte ich auf einen USB-Stick und ließ sie in Stralsund in einem Copy-Shop ausdrucken und binden. Der Druck diente nur als Hilfsmittel, um die Arbeit nicht am Bildschirm lesen zu müssen. Die Abgabe an der Universität erfolgt digital per Upload auf den Uni-Server, Print-Exemplare sind nicht mehr notwendig. Am Abend nahm ich den Plagiats-Check mittels der Turnitin-Software vor. Alle bereits erfassten Textstellen wurden farbig hervorgehoben, sodass ich nur noch die korrekte Zitierung überprüfen musste.

Tag 17: Finale Korrekturen und Abgabe

Am letzten Tag sichtete ich die Masterarbeit vormittags und machte das letzte Fein-Tuning: Einheitlicher Schriftsatz, Formatierung von Literaturverzeichnis und Titelseite, Überprüfung der Formalien, letzter Check von Rechtschreibung und Layout, Einbau und Testen der Sprungmarken und Ankerpunkte. Am frühen Nachmittag fiel mir nichts mehr ein, was noch geändert werden musste. Ich erstellte das finale PDF, benannte es gemäß den Vorgaben und lud es auf den Uni-Server hoch. Fertig.

Fazit: Eine Masterarbeit in 17 Tagen ist möglich

Es ist möglich, eine Masterarbeit (ebenso wie eine Bachelorarbeit) innerhalb kurzer Zeit zu schreiben. Allerdings muss die Vorarbeit diszipliniert und gut sein; die Masterarbeitsphase sollte möglichst außerhalb der gewohnten Umgebung stattfinden, um Ablenkung zu vermeiden. Vollzeitstudenten können sich einer Masterarbeit intensiv und über einen längeren Zeitraum widmen. Für Angestellte, die nebenberuflich studieren, bedeutet das drei Wochen Urlaub, für Selbstständige drei Wochen ohne Jobs und Akquise.

Ganz wichtig ist es aber, bei Beginn der Intensivphase die Struktur und die voraussichtlichen Ergebnisse vor dem geistigen Auge zu haben. Ansonsten wird der Druck von Tag zu Tag größer und das Ufer bleibt außer Sichtweite. Wer jetzt daran denkt, sich Unterstützung bei einem akademischen Dienstleister zu holen, sollte sich über die Gefahren im Klaren sein, wenn die Masterarbeit mit einem Ghostwriter geschrieben wird.

Masterarbeit mit Ghostwriter: Gesetzeslage und Gefahren

Artikel "Masterarbeit mit Ghostwriter"

Zusammenfassung: In diesem Beitrag erhaltet ihr Informationen zum Ghostwriting von Masterarbeiten, zur Gesetzeslage und den Gefahren beim Engagieren eines Ghostwriters. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und juristische Korrektheit.

Akademische Arbeiten: Die eidesstattliche Erklärung

Wer ein akademisches Werk wie eine Masterarbeit nicht selbst verfasst, sondern schreiben lässt, kann ein Problem bekommen. Fliegt die Sache auf, war es das mit Titel und Abschluss, wobei der zuständigen Behörde, meist der Universität, hier ein Ermessensspielraum zusteht. Eine fremde Arbeit unter eigenem Namen abzugeben, stellt ein ernstes Vergehen dar. Der eigene Name unter der eidesstattlichen Erklärung steht für die eigene gedankliche Leistung. Verstößt man gegen diese Erklärung, ist theoretisch die Verwirklichung eines Straftatbestands gegeben. Die Exmatrikulation ohne Abschluss und eine Anzeige mit Geldbuße können die Folge sein. Allerdings muss darauf geachtet werden, ob der Universität oder Behörde gesetzlich die Möglichkeit eingeräumt wurde, eine eidesstattliche Erklärung entgegenzunehmen. Kurz gesagt: Die falsche Versicherung an Eides statt ist nur strafbar, wenn die Universität eine solche – qua gesetzlichen Auftrages – entgegennehmen darf. Das ist aber oftmals der Fall. 

Wer vor einer zur Abnahme einer Versicherung an Eides Statt zuständigen Behörde eine solche Versicherung falsch abgibt oder unter Berufung auf eine solche Versicherung falsch aussagt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(StGB § 156 Falsche Versicherung an Eides Statt)

„Das betrifft mich nicht“, werden viele sagen. So soll es auch sein, denn wenn fremdes Gedankengut als das eigene ausgegeben wird, sind akademische Abschlüsse überflüssig. Sie sagen nichts mehr über die persönliche Leistungsfähigkeit und intellektuelle Fachkompetenz einer Person aus. Schließlich zeigt jeder Berufsabschluss, wie gut der Prüfling sein Thema und die Prüfungssituation bewältigt hat. Eine sehr gute Zusammenfassung zum Thema „Wissenschaftsbetrug als Straftat“ gibt es als PDF unter diesem Link.

Masterarbeit: Ist akademisches Ghostwriting legal?

Nun haben aber Enthüllungen der letzten Jahre gezeigt, dass einige Akademiker ihre Titel nicht rechtmäßig erworben haben, weil sie entweder plagiierten oder Ghostwriter beschäftigten. Besonders in brisanten und öffentlichkeitsnahen Bereichen wie der Politik kommt ein solches Fehlverhalten durch Mitwisser oder schriftliche Vermerke oft ans Licht. Ghostwriter können in der Regel recherchieren, strukturieren und wissenschaftlich schreiben. Die Nachfrage für ihre Dienstleistung wächst. Deshalb tummeln sich Dutzende von Ghostwriting-Agenturen auf dem Markt, viele davon mit Sitz außerhalb Deutschlands.

Juristische Grauzone bei Auftragsarbeiten

Sie bewegen sich in einer juristischen Grauzone, denn das Anfertigen von Auftragsarbeiten ist nicht strafbar. Welcher Auftraggeber würde aber eine Arbeit beauftragen, die er selbst nicht verwenden darf? Das Kleingedruckte weist dezent darauf hin, dass eine Verwertung der Arbeit unter dem eigenen Namen nicht möglich, ja sogar strafbar sei. Allerdings garantiere man, dass Verfasser oder Agentur niemals auf das Urheberrecht pochten, falls es doch zu einem urheberrechtlichen „Unfall“ käme. Ist Ghostwriting für akademische Arbeiten nun strafbar oder nicht?

Wer fremdes Gedankengut, egal ob in Textform gekauft oder kopiert, als sein eigenes ausgibt, handelt in aller Regel vorsätzlich oder fahrlässig und macht sich bei einer Arbeit mit eidesstattlicher Erklärung womöglich strafbar. Wer einen Ghostwriter als Berater oder Text-Coach engagiert, nutzt ihn als Strukturierer und Korrekturhilfe für besseres Deutsch. Der Auftraggeber bewegt sich damit in einer Grauzone, schreibt aber die Arbeit letztendlich selbst.

Trotzdem werden Gerichte beim eindeutigen Nachweis der Ghostwriter-Unterstützung bei einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit in nahezu allen Fällen auf eine schwerwiegende, wissenschaftliche Verfehlung entscheiden, die zur Aberkennung eines akademischen Grades führt. Die bestandene Masterarbeit ist ein Nachweis dafür, dass der Kandidat eine eigenständige gedankliche und wissenschaftliche Leistung gemäß den Erwartungen und Vorgaben der Universität erbracht hat. Eine wissenschaftliche Arbeit ist – außer in Ausnahmefällen – kein Teamwork, sondern eine Einzelleistung.

Akademisches Ghostwriting ist strafbar

Von daher muss die Frage im vorherigen Absatz eindeutig mit „ja“ beantwortet werden: Der Begriff „Akademisches Ghostwriting“ ist eine contradictio in adiecto, denn ein Studierender darf zur Erlangung eines akademischen Grades keinen Ghostwriter beschäftigen. Tut er es, macht er sich strafbar. Ein Forschungsprojekt namens „Beschämte Wissenschaft“ am Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (IFQ) beschäftigt sich ausführlich mit wissenschaftlichem Fehlverhalten.

Ghostwriting ist übrigens völlig rechtens, wenn keine eidesstattliche Erklärung im Spiel ist. Es gibt tausende Ghostwriter in Deutschland, die für Politik, Industrie, Unternehmer und Privatleute schreiben. Der Schreiber überträgt sämtliche Nutzungsrechte auf den Auftraggeber, dieser darf das Werk unter seinem Namen veröffentlichen oder vortragen. Ein Auftraggeber wird aber niemals ein solches Werk als akademische Prüfungsleistung unter seinem Namen einreichen. Der entscheidende Punkt ist, dass die Fremdleistung im akademischen Umfeld zu einem Titel führt, der damit unrechtmäßig erworben wurde.

Masterarbeit: Literaturrecherche in der Bibliothek

Gründe für einen Ghostwriter

Die Gesetzeslage ist eindeutig: Ghostwriting im akademischen Umfeld zählt als Betrug. Wie kommt man daher auf die Idee, einen Ghostwriter in Anspruch zu nehmen?

Grund 1: Man ist zu faul

Die Gründe, die vielen Menschen schnell in den Sinn kommen, sind schlichtweg Unvermögen oder Faulheit. Wer sich bisher gut durchmogeln konnte, für das Studium aber nie richtig motiviert war und Interesse aufbrachte, kommt nun an einen Scheidepunkt: Eine wissenschaftliche Leistung muss in Eigenregie erbracht werden. Und das mit dürftigem Wissen und wenig Enthusiasmus für das Thema. Klingt nach einem Problem. Andere wiederum schlängeln sich elegant und mit wenig Zeitaufwand durch ihr Studium, haben aber keine Lust, wissenschaftlich zu arbeiten und damit persönliche Freizeit einzubüßen. Beide Gruppen sind potentielle Kunden für Texte „von Geisterhand“, wenn sie dafür Geld in die Hand nehmen wollen.

Grund 2: Man tut sich schwer mit akademischem Arbeiten

Andere sind willens und fähig, eine Masterarbeit zu schreiben, tun sich aber mit Themenfindung, Struktur und Zeiteinteilung schwer. Eventuell sind sie auch sprachlich nicht perfekt, sodass dadurch bedingt Unklarheiten und Schwächen in der Argumentation auftreten.

Grund 3: Persönliches

Wenn jemand noch kleine Kinder hat oder aus verschiedenen persönlichen Gründen einfach in Verzweiflung und Chaos versinkt, wird die Zeit schnell knapp und die Gefahr des Scheiterns steigt rasant. Auch hier ist die Beauftragung eines Ghostwriters eine Möglichkeit, um den Abschluss nicht zu gefährden.

So sieht Ghostwriting in der Praxis aus

Beim schnellen Scannen von Beiträgen in einer Gruppe eines Social Media Kanals fiel mir eine Anzeige auf, in der jemand einen Schreiber für einen wissenschaftlichen VWL-Text suchte. Die Alarmglocke ging sofort los, denn man schreibt wissenschaftliche Texte nicht für sich selbst, sondern für Universität oder Hochschule. Das Posting liest sich folgendermaßen:

Illegales Ghostwriting 1
Hier sucht eine Person über einen Social Media Kanal einen Dienstleister, der einen VWL-Text kurzfristig verfasst. Verdächtig ist die Kurzfristigkeit, denn eine wissenschaftliche Arbeit ist planbar.

Es wird also innerhalb von 24 Stunden ein wissenschaftlicher Text aus dem Bereich der VWL benötigt. Da der/die AuftraggeberIn unter dem Klarnamen postete, war es nicht schwer, ihn/sie bei einem Karriereportal wiederzufinden. Und richtig: Die Person studiert aktuell und hat ein Studienmodul mit VWL.

Illegales Ghostwriting 2
Eine schnelle Recherche brachte Licht ins Dunkel: Die beauftragende Person studiert aktuell an der Steinbeis Hochschule Berlin, das Fach BWL/VWL ist als Modul Bestandteil der Ausbildung. Hier werden Module gewöhnlich in Hausarbeiten abgefragt und benotet. Ein wissenschaftlicher Text mit Deadline von einem Studenten: Klingelt es jetzt?

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Natürlich gilt zunächst die Unschuldsvermutung, aber es hat ein gewaltiges „Gschmäckle“, wenn eine studierende Person einer privaten Hochschule mit kostenpflichtigen Studiengängen in einer Social Media Gruppe einen wissenschaftlichen Text mit Deadline anfragt. Beweisbar ist es nicht, aber ich bin fest überzeugt, dass die Person die Hausarbeit nicht hinbekommen hat und dringend einen Ghostwriter suchte. Ob dies aus Unvermögen oder Zeitnot geschah, bleibt dahingestellt. Jedenfalls hat sich ein Dienstleister aus der Gruppe gemeldet und eine Privatnachricht an die Person versandt. Was daraus geworden ist: Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich aber eine Hausarbeit, die bezahlt und fremdverfasst wurde.

Dem Dienstleister ausgeliefert

Viele Agenturen und Ghostwriter tummeln sich auf dem Markt. Interessanterweise wird in Deutschland oft nach Ghostwritern in der Schweiz gesucht. Vermutlich assoziieren Auftraggeber mit der confoederatio helvetica Verlässlichkeit und Diskretion als zwei Schweizer Tugenden. Eines sollte aber bei der Beauftragung klar sein: Man ist dem Dienstleister ausgeliefert. Auch wenn das Portal, die Agentur oder die Person Anonymität garantieren, schwebt fortwährend ein Damoklesschwert über dem Auftraggeber. Falls Unstimmigkeiten auftauchen oder die Leistung nicht angemessen erscheint, hat der Kunde wenig bis gar keine Möglichkeiten.

Was tun, wenn man durchfällt?

Was soll ein Auftraggeber machen, wenn er mit der teuer bezahlten Masterarbeit durchfällt? Etwa eine Beschwerde einreichen und das Geld zurückverlangen? Keine Chance. Außerdem kann ihn der Ghostwriter bei der Uni an den Pranger stellen. Es ist kein großes Kunststück, Universität und Betreuer eines Auftraggebers herauszufinden. Mit Recherche-Techniken und gesundem Menschenverstand fällt das nicht allzu schwer. Man hat als Kunde für eine Ghostwriter-Leistung mit eidesstattlicher Erklärung also immer die denkbar schlechtesten Karten. Die Masterarbeit mit Ghostwriter bedeutet damit ein sehr hohes Risiko.

Akademische Ghostwriter haben kein Gewissen

Kürzlich hat sich ein deutscher Ingenieur, der hauptsächlich Bachelor- und Masterarbeiten im BWL-Bereich von seiner Basis in Thailand schreibt, als Ghostwriter geoutet. Ein schlechtes Gewissen plagt den Mann aber nicht: „Nein, dafür bin ich als 55-Jähriger zu abgebrüht. Ich kann ruhig schlafen. Als Autor kann ich ja auch juristisch nicht belangt werden. Die Studenten hingegen schon: Die machen sich strafbar, wenn sie unterschreiben, dass sie die Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt haben.“ (Quelle: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/ghostwriter-fuer-bachelor-und-masterarbeiten-der-bwl-macher-a-1083647.html, abgerufen am 30.03.2016). Da der Ghostwriter über eine Agentur geliefert hat, wird es in der Tat schwierig, den Ursprung der Arbeit zurückzuverfolgen. Sollte es aber gelingen, kann er natürlich juristisch belangt werden.

Gleichzeitig zeigen sich hier die Schwächen unseres Bildungssystems in Reinkultur: Zu wenig Zeit für die Betreuung von Studenten, Inflation akademischer Abschlüsse, Anonymität zwischen Dozenten und Studenten, keine Kontrolle der Leistungen.

Akademisches Ghostwriting: teuer und gefährlich

Die denkbar leichteste, aber auch teuerste und gefährlichste Methode ist es, sich die komplette Masterarbeit schreiben zu lassen und diese 1:1 so abzugeben. Neben der Gewissheit, dass die Arbeit bei einer fremden Person liegt und eventuell nicht sicher verwahrt wird, ist der Text kein eigenes Gedankengut und wird nicht perfekt passen. Allein bei der Verteidigung kann das brenzlig werden, wenn Detailfragen auftauchen, die man als „Laie“ gar nicht beantworten kann. Wie schon eingangs erwähnt: Die Tat wurde mit der Abgabe einer Arbeit mit eidesstattlicher Erklärung bereits begangen.

Unabhängig von der moralischen Frage gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Ghostwriter innerhalb der juristischen Grauzone einzusetzen:

  • Der Ghostwriter wird als Coach für Themeneingrenzung, Herangehensweise und Text genutzt. Manchmal reichen Hinweise und Tipps schon aus, um selbst weiterzukommen.
  • Der Kunde erstellt mit dem Ghostwriter zusammen eine Agenda und plant den Aufbau der Arbeit. Mit einer klaren Struktur schreibt es sich erheblich leichter.
  • Die Masterarbeit wird lediglich redigiert. Dabei werden inhaltliche Mängel und unlogische Argumentation sichtbar und anschließend ausgemerzt.
  • Quellen und Zitate werden vom Schreibcoach ausgewählt oder geliefert. Diese ergänzen die Argumentation und Struktur.
  • Der Ghostwriter wird zur punktuellen Unterstützung eingesetzt und hilft nur, wenn es nicht mehr weitergeht.

Auch wenn diese Punkte in einem diffusen Bereich der Unterstützung liegen, sind sie bei Anlegen eines strengen Maßstabs schon als Unterschleif zu werten, denn die Leistung wurde nicht mehr eigenständig erbracht. Man könnte allenfalls ein Gegenlesen der Arbeit durch eine andere Person durchgehen lassen, weil dadurch nur Rechtschreibung und Grammatik in Form gebracht werden. Ein Gericht wird in der Grauzone aber immer zugunsten der Universität oder Hochschule entscheiden.

Andere schreiben lassen birgt Gefahren

Man sollte bei alledem nie die Gefahr vergessen: Auch wenn die meisten Universitäten (noch) keine Möglichkeit für den Nachweis einer erschlichenen Leistung haben, ist ihr Archiv für die Ewigkeit gedacht. Der Betrug kann nach Jahrzehnten erst ans Licht kommen, wie einige populäre Fälle in den letzten Jahren gezeigt haben. Damit besteht ein triftiger Grund für eine fristlose Kündigung durch den aktuellen Arbeitgeber, eventuell sogar Schadenersatzforderungen. Dazu kommt der beschädigte Ruf. Wer bei seiner Abschlussarbeit im großen Stil betrogen hat, könnte es nicht bei diesem einen Mal belassen haben.

Auch Ghostwriter kommen nicht so einfach davon, wenn ihre Identität aufgedeckt wird. Sie können der Beihilfe zum Betrug angeklagt werden. Auch die Beihilfe zum Betrug setzt aber voraus, dass die sog. Haupttat ein Betrug ist. Das Vortäuschen von Unwissenheit hilft dann nicht viel: Wer für viel Geld eine komplette Masterarbeit schreibt, rechnet damit, dass sie vom Kunden auch in dieser Form verwendet wird.

Kostenlose Hilfe an der Universität

Übrigens: Hilfe gibt es auch bei Schreibzentren von Universitäten und deren Career Centern. Ganz umsonst. Wer aber partout seine Abschlussarbeit nicht selbst schreiben möchte, sollte sich überlegen, ob er den Abschluss überhaupt braucht. Man kann es auch ohne Zertifikat zu etwas bringen, was viele Studienabbrecher oder Menschen mit Berufsausbildung unter Beweis stellen. Aufgrund der großen Zahl von Ghostwritern im Netz sollte klar sein, dass vermehrt falsche Akademiker unterwegs sein werden. Universitäten können Betrug nur durch bessere Betreuungsschlüssel, veränderte Prüfungsformen und den Einsatz moderner Software eindämmen. Arbeitgebern ist beim Vorstellungsgespräch anzuraten, Detailfragen zur Abschlussarbeit zu stellen oder sogar eine individuelle Aufgabe im Rahmen des Assessments vorzubereiten. Das alles kostet Zeit. Noch mehr Zeit und Geld kostet es eine Firma aber, Betrüger zu ersetzen und den Image-Schaden einzudämmen.

Michael Rassinger schreibt akademische Arbeiten nur für sich selbst. Als Ghostwriter ist er für Kunden tätig, die Werke ohne eidesstattliche Erklärung unter ihrem eigenen Namen oder in Co-Autorenschaft veröffentlichen. Die Entstehung seiner eigenen Masterarbeit beschreibt er im Artikel Masterarbeit schreiben in 17 Tagen, Tipps und Tools werden im Artikel Masterarbeit erfolgreich schreiben vorgestellt.