Im Pick-up durchs Königreich

Sunset at Sukhothai Historic Park

Inhaltsverzeichnis

Thailand bedeutet nicht nur Inseln und Strand. Im Norden des Landes gibt es viel zu sehen und erleben. Michael Rassinger fuhr über 2.000 km im Toyota Hilux von Bangkok über Chiang Mai und Mae Hong Son zurück in die Hauptstadt.

Thailand muss für einen Westeuropäer, der zum ersten Mal in Asien ist, ein Land der Gegensätze sein: Konsumtempel und Wellblechhütten, Luxusautos und Rostlauben, Superreiche und extrem Arme – alles auf engstem Raum in der Großstadt. Was auf den ersten Blick so gegensätzlich erscheint, ist für Thais aber nicht mehr als die gelebte Realität. Der eine hat eben viel, der andere wenig oder gar nichts. Auch die Floskel „mai pen rai“ ist sehr verbreitet. Der thailändische „way of life“ ist geprägt davon, denn übersetzt heißt es nichts anderes als „macht nichts“ oder „schon in Ordnung so“. Thais meiden Auseinandersetzungen und Streit, daher tut man unangenehme Dinge einfach und unkompliziert ab. Sie werden schon nicht so schlimm sein. So ist auch zu erklären, dass im chaotischen Straßenverkehr in Thailand überraschend wenig gehupt wird. Es ist für einen deutschen Autofahrer fast befremdlich, ständig Verkehrsverstöße zu erleben, die aber niemanden zu stören scheinen. Ein Hupkonzert wäre in Deutschland noch das Geringste. In Thailand dagegen herrscht buddhistische Gelassenheit, wenn große Pick-ups wie ein Toyota Hilux durch die engen Straßen drängeln.

In Thailand ist das Auto mehr als Statussymbol

Thais sind auch autovernarrt. Die eigenen vier Räder sind überlebensnotwendig, allein wegen der Klimatisierung im Inneren. Nie würde ein Thai auf die Idee kommen, in der Hitze fünfzig Meter zum Supermarkt zu laufen, wenn doch das Auto vor der Tür steht. Es mag Ausnahmen geben, aber wenn Annehmlichkeiten wie eine Klimaanlage geboten werden, benutzt man sie auch konsequent. Auch wird dem Thailandbesucher die große Zahl an Autowerkstätten, Autohändlern, Reifen- und besonders Felgenhändlern an den Straßen auffallen. Die Zulassungszahlen steigen und nichts tun viele Thais lieber, als ihren geliebten fahrenden Untersatz nahe am Kitsch zu pimpen. Von Felgen in jeder noch so knallbunten Farbe über Riesen-Spoiler, Unterbodenbeleuchtung und Mega-Auspuff bis hin zum pinken Kristall-Türknopf: Erlaubt ist, was gefällt.

In der Galerie habe ich die besten Bilder und Motive der achttägigen Reise angelegt:

Schöne Autostrecken in Nordthailand

Thailand bietet abseits der quirligen und chaotischen Hauptstadt Bangkok für den Autofahrer erlebnisreiche und schöne Strecken. Besonders in Nordthailand mit zeitweise mediterranem Klima und bergiger Landschaft gibt es mit dem Auto viel zu entdecken. AUTO unternahm daher eine Tour durch den Norden und wählte Tagesstrecken und Unterkünfte so aus, dass auch eine Familie mit Kindern die Reise bewältigen kann. Als Transportmittel stellte Toyota Motor Thailand freundlicherweise einen Toyota Hilux 2.5E Double Cab Prerunner VN Turbodiesel mit 144 PS zur Verfügung. Fünf Personen und haufenweise Gepäck auf der Ladefläche passen problemlos in den Toyota. Solche Pickups sind Standard in Thailand und auch relativ günstig, da sie in großen Stückzahlen im Land gebaut werden und nicht den hohen Importzöllen unterliegen. Auf der gesamten Reise von 2.100 km Länge benötigte der Toyota Hilux im Schnitt 7,6 Liter Diesel, die Treibstoffkosten beliefen sich auf rund 130 Euro. Eine Animation der Route mit Bildern gibt es hier.

Über Ayutthaya nach Sukhothai und Chiang Mai

Von Bangkok aus ging es zunächst nach Ayutthaya, das ins 18. Jahrhundert hinein eine bedeutende Metropole in Südostasien war, bis die Burmesen es 1767 fast vollständig zerstörten. Die Überreste der einstigen Pracht sind zum großen Teil im Historical Park und dem Chao Sam Phraya Nationalmuseum zu finden. Auf der hervorragend ausgebauten Autobahn gelangt man mit dem Toyota Hilux dann in nördlicher Richtung nach Sukhothai, der Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs im 13./14. Jahrhundert. In der alten Stadt, die vom Geschichtspark Sukhothai dominiert wird, gibt es jede Menge Tempel zu entdecken. Per Fahrrad oder Moped kann man den Park bequem erkunden und am Abend einen herrlichen Sonnenuntergang bei den Tempeln erleben.Chiang Mai, die größte Stadt Nordthailands, ist das nächste Ziel im Toyota Hilux. Die viereckig angelegte Altstadt wird von einem mit vielen Brücken versehenen Wassergraben umschlossen. Wer auf der Suche nach Kunsthandwerk ist, kann in Chiang Mai fündig werden. Besonders bei Silber- und Jadeschmuck gilt die Provinzhauptstadt als führend in Thailand. Wer dagegen mit Kindern unterwegs ist, sollte unbedingt den Chiang Mai Zoo besuchen. In einer schön angelegten Parklandschaft mit vielen Hügeln, eigener Sea World und einer riesigen Vogel-Voliere sind Tiere aus aller Welt zu sehen.

Fahrspaß mit dem Toyota Hilux im Gebirge

Anspruchsvoll für den Fahrer sind die Straßen nach Pai und Mae Hong Son. Die Staatsstraße 1095 bietet ein aufregendes Fahrerlebnis mit ihren zahlreichen Serpentinen und Haarnadelkurven. Hier gilt es, die Bremse gut zu dosieren und viel mit der Schaltung zu arbeiten, denn Steigung und Gefälle haben es wahrlich in sich. Dafür wird man mit traumhaften Aussichten und Landschaften belohnt. Bei der Fahrt auf Straßen mit starkem Gefälle sollte man gut auf vorausfahrende Fahrzeuge achten. Da in Thailand fast nur mit Automatik gefahren wird, sind sich viele Autofahrer nicht bewusst, dass beim Bergabwärtsfahren in einen kleineren Gang geschaltet werden muss. Passen Sie also auf, wenn die Bremslichter des Wagens vor ihnen dauernd leuchten und der Duft verbrannter Bremsbeläge in der Luft liegt. Orientiert man sich von Mae Hong Son wieder nördlich, führt die Staatsstraße 105 direkt an der burmesischen Grenze entlang. Diese Straße ist ein wahres Abenteuer, denn urplötzlich verwandelt sich der Asphalt in eine Schlaglochpiste, die nur im Schritttempo mit dem Toyota Hilux zu bewältigen ist. Auch das Handy funktioniert hier auf vielen Kilometern nicht mehr, man kommt sich weit abseits jeder Zivilisation vor. Erst als der Grenzfluß neben der Straße fließt, hat wieder alles seine gewohnte Ordnung.

Über Mae Sot zurück nach Bangkok

Mae Sot ist die Grenzstadt zu Burma. Hier steht die Thai-Myanmar-Freundschaftsbrücke, über die man (nur mit Visum) in die burmesische Stadt Myawaddy gelangt. Während die Stadt eher wenig Sehenswürdigkeiten bietet, lohnt ein Besuch auf dem Rim Moei-Markt, auf dem noch Tauschhandel in ursprünglichster Form praktiziert wird. Der Weg zurück nach Bangkok führt im Toyota Hilux wieder auf gut ausgebaute Staatsstraßen und Autobahnen, an denen alle paar Kilometer Rasthäuser und Coffee-Shops einladen. Nehmen Sie die Einladung an, denn Zeit bedeutet Freiheit, und die hat man sich im Urlaub verdient.

Service

Reisezeit
Für Nordthailand empfiehlt sich zum Reisen die Zeit zwischen November und Februar, wenn das Klima fast mediterran ist. Die Temperaturen betragen dann tagsüber um 29 Grad, nachts kann es bis auf 15 Grad abkühlen. März bis Mai ist es sehr heiß (um 34 Grad), danach beginnt die Regenzeit, die bis etwa Oktober dauert.

Mietwagen
Autos können an den großen thailändischen Flughäfen oder von Deutschland aus gebucht werden (beispielsweise über billiger-mietwagen.de). Für einen Kleinwagen mit den bestmöglichen Versicherungsleistungen sind im November etwa 30 Euro pro Tag zu rechnen. Super und Diesel kosten beide rund 60 Cent pro Liter (Stand: Dezember 2015). Achtung: In Thailand gilt Linksverkehr!

Essen und Trinken
Die thailändische Küche gehört unbestreitbar zum Besten, was Thailand zu bieten hat. Zahlreiche, oft scharfe Gewürze machen den Geschmack aus. Es lässt sich aber alles auch moderat gewürzt bestellen. Ein absolutes Muss für jeden Besucher sind die thailändischen Suppen und Nudelgerichte, die es ab 20 Baht (etwa 50 Cent) an jeder Garküche gibt. Scheuen Sie diese Art des Essens nicht, denn alles wird frisch und vor Ihren Augen zubereitet. Eine vierköpfige Familie bekommen Sie hier problemlos für acht Euro satt.

Übernachtung
Vom einfachen Guesthouse bis zur 5-Sterne-Nobelherberge mit Spa ist in Thailand alles möglich. Die Preise sind überwiegend human, man bezahlt pro Zimmer und nicht pro Person. In der Hochsaison von November bis Februar sollte man vorausbuchen.

Hotels auf der Nordthailand-Reise (Reisezeit und Währungskurs: April 2013)

Orchid Hibiscus Guest House, Sukhothai
Einfache und zweckmäßige Bungalows, Swimming-Pool, gut für Kinder geeignet, prima Frühstück mit hausgemachter Marmelade, wildem Honig und Überraschung, quirliger italienischer Besitzer. Pro Nacht 25 Euro

Oasis Baan Saen DoiSpa Resort, Chiang Mai
Luxuriöse Unterkunft mit Spa, sehr freundliches Personal, ausgezeichnetes Frühstück, ruhig gelegen in einer Wohnsiedlung. Pro Nacht 60 Euro

Baan Pai Nai Wieng, Pai
Einfache, aber blitzsaubere Unterkunft, zwei Minuten von der Walking Street entfernt. Sehr freundlicher Besitzer, gibt Tipps und spricht gut Englisch. Pro Nacht 17 Euro

Fern Resort, Mae Hong Son
Ökologisch ausgerichtetes Resort mitten in der Natur, schöne Holz-Bungalows, Swimming-Pool, Restaurant. Gut geeignet für Kinder. Pro Nacht 35 Euro

Im Boutique Hotel, Mae Sot
Einfache Unterkunft für den kurzen Zwischenstopp. Relativ neues Gebäude, sehr saubere und große Zimmer. Pro Nacht 21 Euro

Dieser Artikel entstand für AUTOStraßenverkehr.

Author
Michael Rassinger
Datum
17. Oktober 2013
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