Sound by BRIK

Inhaltsverzeichnis

Die Zeit der großen Komplettanlagen schien vorbei, Individualität regierte allerorts. Nun schickt Taiwan multifunktionale HiFi-Briketts in die Welt, die uns fragen: Willst du eines oder alle?

Rückblende Mitte der 80er Jahre. Das Kind im Autor drückt sich die Nase an Schaufenstern platt und betrachtet mit großen Augen Komplettanlagen in allen Varianten. Riesige Türme stehen in den Konsumtempeln und locken zum Kauf. Sie sehen cool aus, haben alles, können alles: Platte, Radio, Kassette, manche sogar CD. Klang unterirdisch, aber damals völlig ausreichend. Die Optik ist entscheidend, und der Aufkleber mit „2 x 500 Watt“. Dabei genügt einmal „Ouvertüre 1812“ mit Erich Kunzel und dem Cincinnati Pops bei ordentlicher Lautstärke, um die Pappmembranen der Sperrholzlautsprecher mit einem unschönen Geräusch zu sprengen.

Zurück in die Zukunft. Ich laufe um die BRIK Komplettanlage herum, die auf dem Rack steht, und denke mir: „Donnerwetter, in 25 Jahren hat sich allerhand getan!“ Sechs putzige Briketts mit Alu-Front und blauen LEDs leuchten mir entgegen und fiebern ihrem Einsatz entgegen. Sie sehen cool aus, haben alles, können alles: Radio (Internet und UKW), DAC, Bluetooth, Phono. Gerade das vermeintlich Totgesagte, nämlich Radio und Platte, lebt nach einem Vierteljahrhundert immer noch, während sich die Kassette bereits verabschiedet hat und die CD langsam den Hut zieht. Wer steckt denn hinter BRIK?

BRIK: Komplett bezahlbar

Die junge Marke stammt aus Taiwan und wurde erst im Jahr 2010 gegründet. Hinter dem Unternehmen steht eine taiwanische Firma, die seit zwei Dekaden erfolgreich als OEM- und ODM-Zulieferer unterwegs ist. BRIK entstand als eine Initiative von Musikliebhabern und Ingenieuren, die eine bezahlbare und frei konfigurierbare Komplettlösung für zeitgemäße Musikwiedergabe entwickeln wollten.

Frei konfigurierbar? Ja, der Kunde sucht sich aus, ob er neben dem Verstärker als Quellen einen DAC, Phono, Bluetooth, Radio oder alles zusammen benötigt. Bezahlbar? Bei einem Preis von etwa 200 Euro pro Brikett ist das angemessen. Zeitgemäß? Und wie! Die Taiwaner orientieren sich am Markt, der weg von der CD in Richtung drahtlose und netzwerkgebundene Quellen sowie der guten alten Vinylscheibe tendiert. Die Frage muss aber gestattet sein: Haben die Jungs aus Asien einen High End Anspruch?

Ich für meinen Teil beantworte dies nach vielen Stunden Einsatz der BRIK Kombi mit einem Jein. Im Inneren der Geräte ist High Tech zu finden, die bei minimalistischem Schaltungsdesign ein Maximum an Möglichkeiten schafft. Das Ganze ist hübsch verpackt und lässt sich in jeder Umgebung zur Freude der Frauen platzieren. Man sollte als High Ender aber keine Wunder erwarten, denn die BRIKs sind nicht als Hauptanlage gedacht. Vielmehr können die kleinen Quader, die etwas größer als eine 3,5“ Festplatte sind, an verschiedenen Orten erfreuen: Beim Computer (PC/Mac), in der Küche, bei den Kindern, im Bügelzimmer, im Hobbyraum, im Esszimmer, in der Garage, im Badezimmer, im Schlafzimmer, in großen Toiletten … na gut, auf dem Abort wohl eher nicht.

Soundqualität für alle Lebenslagen

Das Credo der BRIK-Leute lautet: „… bringing quality sound to more people“. Keine Material- und Technologieschlacht also, sondern besserer Sound für mehr Menschen. Das ist doch was! Jetzt soll es aber direkt um die Geräte gehen, denn die putzigen Metall-Ziegel sind ziemlich vielseitig. Nur noch eines vorweg: Die Phono Stage konnte ich nicht testen, da sich derzeit kein Plattenspieler bei mir tummelt. Außer einer MM/MC-Einstellung lässt sich nichts an der Vorstufe konfigurieren. Damit ist sie wohl am ehesten für einen günstigen Einsteiger-Plattenspieler oder ein altes Gerät, das man günstig wiederbeleben möchte, gedacht.

Der DAC hat drei Eingänge, nämlich USB (asynchron), Coaxial und Optisch. Wer hochauflösendes Material übertragen möchte, muss aber aufpassen: Das Gerät schafft bis zu 24/192, aber nicht über USB, sondern nur mit S/PDIF. Man benötigt einen USB-auf-S/PDIF-Konverter, um die volle Qualität in den Konverter einzuspeisen. Hier kann man noch nacharbeiten, denn ein zusätzlicher Adapter macht den DAC weniger flexibel.

Mein Lieblingsgadget ist die Bluetooth Stage: Einfach per Smartphone das Gerät „BRIK Stereo“ anwählen, verbinden, und schon sprudelt die Musik heraus, wahlweise analog oder digital. Das ist wirklich eine komfortable Sache, da kein anderes Gerät oder sonstige Software beteiligt ist, sondern direkt vom Quellgerät auf die Stage gestreamt wird. Entweder lasse ich die Bluetooth Stage eigenständig wandeln oder führe das Signal in den BRIK DAC oder einen anderen Wandler. Die freie Konfigurierbarkeit ist das Tolle, denn DACs stehen bei vielen zuhause, aber eine Anbindung über Bluetooth ist derzeit nicht oft zu finden. Daher reicht schon dieses eine Brikett, um die große Anlage mit einer praktischen Funktion zu erweitern.

Das Internet- und UKW-Radio erfüllt vollauf seine Funktion, ist aber über die Fernbedienung fummelig zu bedienen. Für das Ablesen des Displays muss man auch direkt davor stehen oder sitzen, bei mehr als einem Meter hatte ich schon leichte Probleme. Die WLAN- und LAN-Einbindung dagegen verlief absolut problemlos.

Power und Klang

Wer sich mehrere BRIKs aufstellt, bekommt schnell ein Problem mit der Kabelei. Der Power Master macht damit Schluss, denn nun werden Amp und bis zu vier Quellgeräte über je ein schlankes Kurzkabel verbunden. Eine lohnende Investition und viel weniger Kabelsalat. Der vom Power Master befeuerte Vollverstärker hat drei Eingänge, zwei über Cinch und einen frontseitig als 3,5 mm Klinkenbuchse. Wer aber nun das Rechnen anfängt, stellt fest: Es sind zu wenig. Allein mit DAC und Bluetooth sind die beiden Cinch-Eingänge belegt. Was ist mit Phono und Radio? BRIK hat reagiert und einen Eingangswahlschalter für sechs weitere Geräte ins Sortiment aufgenommen. Als BRIKett in Standardgröße fügt sich der Quellen-Ziegel nahtlos in den Turm ein.

Fanfare, Trommelwirbel, Tusch: Der Klang. Für eine Zweit- oder Computeranlage tut’s verblüffend gut. Die 2×20 Watt des Amps schieben auch etwas hungrigere Lautsprecher an. Große Räume in Konzertlautstärke beschallt man eh nicht mit BRIKs, daher ist die Leistung völlig ausreichend. Man spürt aber schon, dass die Komponenten für Computer und Nahfeld optimiert wurden: Im Bass rummst es ordentlich, dann kommt erstmal dezente Zurückhaltung. Auch die Höhen sind brillant, die Sprachverständlichkeit hoch, die tiefgründigeren Mitten aber eher sanft ausgeprägt. Spaß machen tut die Kombi trotzdem, denn für entspanntes und intensives Hören habe ich meine große Anlage. Die BRIKs spielen ihre Stärke im Nahfeld und in guter Wohnraumbeschallung aus. Als frei konfigurierbare Komplettanlage ein großer Wurf aus Taiwan.

Daten

BRIK Vollverstärker: 3 Eingänge, 2 x 20 W Sinus. 189 Euro
BRIK DAC: 24/192 (Upsampling), 3 Eingänge (optisch, coaxial, USB), 1 Ausgang (analog). 179 Euro
BRIK Bluetooth Stage: 2 Ausgänge (analog, coaxial), 199 Euro
BRIK Internet Radio: Internet & UKW Radio, Mediaplayer (SD-Karte), LAN, WLAN, UPnP. 229 Euro
BRIK Phono Stage: MM/MC, Eingangsempfindlichkeit 4-6/0,4-0,6 mV, Eingangsimpedanz 46-56 kΩ/80-120 Ω. 139 Euro
BRIK Power Master: Zentrale Stromversorgung für BRIK Komponenten mit 4 x 12 V (Quellgeräte) und 1 x 20 V (Vollverstärker) Ausgang. 199 Euro

Maße je Gerät: 140 x 68 x 180 mm (B x H x T)

Vertrieb: TCG Handels GmbH, Tel. 05921/7884927, info@tcg-gmbh.de

Author
Michael Rassinger
Datum
25. Dezember 2012
Kategorie